Kein Geld zurück
Bitcoin-Besitzer in der Falle

Kurssturz, hohe Verkaufsmargen und Automaten, an denen Bitcoins schnell und einfach gekauft werden können. Der Verkauf aber ist kompliziert und kann Stunden dauern.
Publiziert: 03.02.2018 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2018 um 13:03 Uhr
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Hans Rudolf Christen (71) kann auch am Bitcoin-Automaten in Zürich seine Bitcoins nicht in Schweizer Franken wechseln. Er sitzt immer noch auf einem Bitcoin.
Foto: Anja Wurm
Harry Büsser

Dem Automaten ist kein Geld zu entlocken. Es ist nicht das erste Mal, dass Hans Rudolf Christen (71) dies erlebt. «Ich bin schon in Luzern und Basel an Bitcoin-Automaten gewesen», sagt er. An keinem hat er Bitcoin in Schweizer Franken wechseln können. Jetzt, am 2. Februar, steht er am Bitcoin-Automaten im Kaffee Schoffel in Zürich. Wieder wird er vertröstet.

Hans Rudolf Christen (71) erhält wieder kein Geld.
Foto: Anja Wurm

Zwischen dem 20. Oktober und dem 10. November 2017 kauft Christen mit mehreren Transaktionen insgesamt zwei Bitcoins an einem Automaten in Luzern. Dafür bezahlt er total 10'990 Franken. Christen erinnert sich, wie einfach das ging: «Geld in den Automaten, kurz darauf hatte ich den Beleg für die Bitcoins in der Hand.»

Höhenflug auf über 18’000 Franken

«Es war modern, und alle redeten davon», antwortet er auf die Frage, warum er damals kaufte. Ende Oktober muss er für einen Bitcoin 4500 Franken bezahlen, und einzelne Prognostiker sehen den Kurs auf 20'000 Franken steigen. Christen handelt auch mit Aktien, war vor der Pensionierung als Shipping-Manager tätig und kaufte Containerplätze zur Verfrachtung von Rohstoffen ein.

Im Dezember, kurz vor Weihnachten, war der Bitcoin-Kurs bei 16'000 Franken. Christen will verkaufen, geht zum Automaten. «Kommen sie im Januar wieder», bekommt er zu hören. Es gebe gerade ein Software-Problem. Er nimmt es auf die leichte Schulter, denn der Kurs steigt weiter, bis auf über 18'000 Franken (siehe Grafik).

Allerdings nur für kurze Zeit, dann fällt er. Anfang Januar ist Christen wieder beim Automaten. Nichts geht, er wird zum Automaten nach Basel geschickt. Also fährt der Oltner nach Basel, aber auch dort: kein Geld.

Gesalzene Rechnung für An- und Verkauf

Der Preis für einen Bitcoin ist inzwischen unter 12'000 Franken gefallen. Christen ruft bei der Firma Värdex in Zug an, die zehn Bitcoin-Automaten in der Schweiz betreibt. Das nützt nichts. Also wendet er sich an die BLICK-Redaktion.

Hans Rudolf Christen (71) im Gespräch mit Harry Büsser, Wirtschaftschef der Blick-Gruppe.
Foto: Anja Wurm

Auf Druck von BLICK kauft Värdex einen Bitcoin zurück und zahlt dafür 10'900 Franken auf das Bankkonto von Christen. Der will aber auch das Geld für seinen zweiten Bitcoin. Am Montag, 28. Januar, ist Christen wieder am Automaten in Luzern. Ihm wird gesagt, dass derzeit kein Geld im Automaten sei, er werde bald wieder gefüllt.

Die Firma Värdex schreibt auf Anfrage, dass sie nicht empfehlen würde, ohne ein sogenanntes elektronisches Wallet die Bitcoins wieder zu verkaufen. Aber ein elektronisches Wallet will Christen nicht. Er will nur seine Bitcoins verkaufen, so einfach und schnell, wie er sie gekauft hat.

BLICK-Recherchen ergeben, dass es selbst mit elektronischem Wallet nicht so einfach geht. Von der Eingabe am Automaten bis zum Verkauf der Bitcoins kann es Stunden dauern. Und dann ist die Rechnung gesalzen: Während der Kauf eines Bitcoins am 2. Februar kurz nach 14 Uhr 8336 Franken kostet, bekommt man zur gleichen Zeit für den Verkauf nur 7353 Franken. Wer also kauft und gleich wieder verkauft, verliert dabei fast 1000 Franken. 

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