Die Weko hat eine Kartelluntersuchung gegen die vier grössten internationalen Player der Duftstoffindustrie eingeleitet. Davon betroffen sind auch die beiden Genfer Konzerne Givaudan und Firmenich.
Es bestehe der Verdacht, dass die Unternehmen ihre Preispolitik koordiniert hätten, teilte die Weko am Mittwoch mit. Sie hätten ihre Konkurrenten möglicherweise daran gehindert, bestimmte Kunden zu beliefern und die Herstellung gewisser Duftstoffe beschränkt.
Zur Klärung der Vorwürfen arbeitet die Weko mit den Wettbewerbsbehörden der EU, aus Grossbritannien und den USA zusammen. In den Fall involviert sind neben Givaudan und Firmenich auch die anderen beiden globalen Duftstoff-Giganten, International Flavors & Fragrances aus den USA und die deutsche Symrise.
An verschiedenen Standorten seien bereits Hausdurchsuchungen durchgeführt worden. Für alle Beschuldigten gelte allerdings die Unschuldsvermutung, so die Weko weiter.
Untersuchung könnte Jahre dauern
Die ZKB spricht in einer Analyse zu den Vorwürfen von einem Rückschlag für die gesamte Duftstoffindustrie wie auch für die an der Schweizer Börse kotierte Givaudan. Aus heutiger Sicht sei allerdings schwer zu beurteilen, welches Resultat die Untersuchung bringe und welche möglichen finanziellen Konsequenzen, wie etwa Bussen, daraus entstünden, so der zuständige ZKB-Experte. Er geht davon aus, dass die Untersuchungen länger dauern könnten, möglicherweise Jahre.
Die Bank Vontobel geht derweil davon aus, dass die Behörden wohl gute Gründe haben, von Fehlverhalten auszugehen. Sollten sich entsprechende Vermutungen bewahrheiten, bedeutete dies einen erheblichen Imageschaden für die Branche und Givaudan, abgesehen von möglichen Bussen (in der EU maximal 10 Prozent des weltweiten Umsatzes) und einer künftig schwächeren Position bei Preisverhandlungen, so der zuständige Vontobel-Experte.
An der Börse wird Givaudan am (heutigen) Mittwoch denn auch abgestraft. Bis um 13.15 Uhr notieren die Aktien 2,7 Prozent im Minus bei 2725 Franken.
Unangekündigte Hausdurchsuchungen
Die nicht an der Börse kotierte Firmenich steht derzeit kurz vor einem Zusammenschluss mit dem niederländischen Chemiekonzern DSM. Gemäss einem Kommentar des US-Vermögensverwalter Bernstein dürfte die Fusion aufgrund der Weko-Untersuchungen aber nicht in Gefahr sein. Firmenich geht davon aus, diese noch im ersten Halbjahr 2023 abzuschliessen und sah sich zuletzt dabei auf Kurs.
In einer Pressemitteilung vom (heutigen) Mittwoch bestätigt Firmenich, dass es im Rahmen der kartellrechtlichen Ermittlungen bereits zu unangekündigten Hausdurchsuchungen gekommen ist. Dies bedeute aber nicht, dass das Unternehmen ein wettbewerbswidriges Verhalten an den Tag gelegt habe. Auch werde Firmenich nicht den Ergebnissen der Untersuchung vorgreifen, hiess es weiter.
Givaudan hatte derweil bereits am Dienstagabend gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt, Teil der Untersuchung zu sein. Man arbeite vollumfänglich mit den Behörden zusammen, sagte ein Sprecher des Konzerns. Antworten auf Fragen der Nachrichtenagentur AWP zu den Untersuchungen stehen derzeit noch aus. (SDA)