Karsten Ranitzsch ist der Tätschmeister bei Nespresso
Der König der Kapseln

Karsten Ranitzsch ist der Kaffee-Tätschmeister bei Nespresso. Er trinkt zwölf Tassen täglich – natürlich pur.
Publiziert: 04.04.2016 um 21:48 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:43 Uhr
Karsten Ranitzsch trinkt pro Tag zwölf Kaffees.
Foto: ZVG
Moritz Kaufmann

Nach dem Aufstehen nimmt er ein bis zwei Lungos, danach einen leichten Espresso. Und später? Kommt auf Stimmung und Essen an. «Ich trinke rund ein Dutzend Kaffees pro Tag», sagt Karsten Ranitzsch, «Head of Coffee» bei Nespresso.

Der 49-Jährige ist am Nespresso-Sitz in Lausanne verantwortlich für den Rohstoff und die Produkte des Kapsel-Konzerns. Er wählt die Bohnen aus, um neue Geschmacksrichtungen zu komponieren, die dann millionenfach in Alukapseln aufgebrüht werden. So sehr Ranitzsch Kaffee-Purist ist: Der Kunde hat stets das letzte Wort.

Kaffee-Röstigraben in der Schweiz

Zum Beispiel in Australien: «Da werden 90 Prozent der Kaffees mit Milch getrunken.» Folglich müssen seine Kreationen mit Milch schmecken. Auf dem US-Markt bietet Nespresso eigens Kapseln für grosse Tassen an. Und in der Schweiz? «Wir stellen einen kaffeetechnischen Röstigraben fest. In der Deutschschweiz trinkt man den Kaffee gerne mit Milch, in der Romandie schwarz.»

Karsten Ranitzschs Kaffeetipps
  • Kaffee pur trinken! Wem das zu stark ist: statt Zucker oder Crème lieber eine weniger bittere Sorte wählen.
  • Kaffee dem Menü anpassen. Ranitzsch: «Nach einem Schokoladekuchen etwas Intensives. Nach Fisch oder Zitronencrème einen blumigen Espresso.»
  • Mit Milch lieber eine milde Sorte wählen, um eine Karamellnote zu kreieren. «lntensive Kaffees als Cappuccino-Basis sind oft zu hart.»
  • Kaffee pur trinken! Wem das zu stark ist: statt Zucker oder Crème lieber eine weniger bittere Sorte wählen.
  • Kaffee dem Menü anpassen. Ranitzsch: «Nach einem Schokoladekuchen etwas Intensives. Nach Fisch oder Zitronencrème einen blumigen Espresso.»
  • Mit Milch lieber eine milde Sorte wählen, um eine Karamellnote zu kreieren. «lntensive Kaffees als Cappuccino-Basis sind oft zu hart.»

Mit perfekt sitzendem Anzug und graumelierten Haaren erinnert Ranitzsch an George Clooney (54), Nespressos Aushängeschild. Er passt damit bestens in den Konzern.

Der Kaffee-Multi überlässt in Sachen Auftritt nichts dem Zufall, die Nespresso-Shops wirken wie Mini-Kathedralen. Ranitzsch weicht elegant aus: «Ich habe zuerst die Kaffees entwickelt. Die Boutiquen kamen erst später. Sie helfen uns, mit den Kunden in Kontakt zu treten.»

Bohnen von 70 000 Bauern

Als Nestlé-Tochter ist Nespresso nicht verpflichtet, Zahlen zu veröffentlichen. Wie viele Tonnen Bohnen in den drei Nespresso-Fabriken Orbe VD, Romont FR und Avenches VD verarbeitet oder wie viele Kapseln verkauft werden, behält das Unternehmen für sich.

Ranitzsch ist das recht. Er redet sowieso lieber über Kaffee. Doch auch da gibts heikle Fragen. Nespresso bezieht Bohnen von rund 70 000 Bauern aus zwölf Ländern rund um den Äquator. Kann der Kaffee-Chef garantieren, dass keine Kinderarbeit in seinen Kapseln steckt? «Nein, das kann kein Mensch!» Doch er versichert: «Wir haben Standards, bei denen wir keine Toleranz kennen.» Dazu gehörten Kinderarbeit und auch Brandrodung. Werde ein Kaffeebauer erwischt, fliege er sofort raus. Das Thema sei komplex: «Ich komme aus Dortmund. Dort waren die Herbstferien so gelegt, dass die Kinder bei der Kartoffelernte helfen konnten.»

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