Kampf um Post-Agenturen
Denner will gelber Riese werden

Lange überliess Denner der Dorfladen-Kette Volg das Feld. Jetzt will der Migros-Discounter angreifen und seine Läden landesweit mit Post-Agenturen bestücken. Konsumenten profitieren vom Verteilkampf.
Publiziert: 06.06.2017 um 13:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:43 Uhr
Zukunftsmodell? Denner-Partner in Paspels GR mit integrierter Postagentur.
Foto: Kurt Pfister
Ulrich Rotzinger

Es begann als Pilotprojekt im Volg Remetschwil AG: Die Postagentur im Dorfladen. Der damalige Postchef Ulrich Gygi (70) zeigte im April 2005 gleich selber, wie es geht. Neben Bananen, Käse und Villiger-Stumpen landete in seinem Einkaufswägeli ein grosses Paket sowie ein Brief. Gygi war der erste Kunde des neu lancierten Agenturmodells.

Ulrich Gygi, Ex-Post-Chef, testet 2005 bei der Eröffnung der ersten Postagentur im Volg Remetschwil AG die Paketaufgabe gleich selbst.
Foto: Keystone

Zwölf Jahre später: 865 Postagenturen landesweit gibt es bereits heute. Über 300 davon hat sich allein die Dorfladenkette Volg gesichert. Weitere sind in Bäckereien, Apotheken oder in Tourismusbüros integriert.

Die Pläne des gelben Riesen sehen bis 2020 einen Anstieg auf insgesamt 1300 Agenturen vor. Dagegen läuft der Abbau von Poststellen von gegenwärtig 1303 auf gegen 800 in drei Jahren ungebremst weiter (siehe Grafik).

Grund: Das Postnetz ist heute mit 190 Millionen Franken defizitär. Mit dem Agenturmodell spart das Staatsunternehmen Kosten. Und es weiss: Postagenturen sind bei den Detailhändlern zunehmend gefragt. Erstens, um neue Kunden in die Läden zu locken. Zweitens, um mehr zu bieten als die Konkurrenz im Ort.

Denner hat grossen Aufholbedarf

BLICK weiss: Jetzt hat es auch ein Discounter auf die Postagenturen abgesehen. Denner plant die Offensive mit Postdienstleistungen im Laden. «Diese Kooperationen mit der Post bergen grosses Expansionspotenzial», bestätigt Denner-Sprecher Thomas Kaderli gegenüber BLICK. «Wir führen diesbezüglich Gespräche mit der Post und planen ein Pilotprojekt in einer eigenen Denner-Filiale.»

Kaderli verweist auf Denner-Satelliten und -Partner, die bereits Erfahrungen mit Postagenturen sammelten. Heute haben aber lediglich 15 der über 800 Verkaufsstellen von Denner Postterminals im Laden integriert. Diese jedoch mit Erfolg: «Die Rückmeldungen von Kunden und Detaillisten sind durchwegs positiv», sagt Kaderli.

Postagentur im Volg in Mitlödi GL.
Foto: Thomas Meier

Bleibt die Frage, warum der zur Migros gehörende Discounter den fast 600 Volg-Filialen so lange das Feld überliess. Liegt es daran, dass erst heute Poststellen auch in grösseren Gemeinden und Städten zur Disposition stehen – dort, wo der Discounter stärker als Volg vertreten ist?

«Mit der Schliessung von weiteren Poststellen, insbesondere auch in den urbaneren Gegenden, werden integrierte Postagenturen nicht nur für Satelliten, sondern nun auch für Denner-Filialen attraktiv», erklärt Kaderli.

Öffnungszeiten – das grosse Plus der Partneragenturen

Das letzte Wort über den Zuschlag für eine Partneragentur hat die Post. Sie bestätigt auf Anfrage eine zunehmende Nachfrage aus dem Detailhandel in den letzten Monaten. Namen wollte man keine nennen. 

20’000 bis 30’000 Franken zahlt die Post einem Agenturpartner jährlich für den Aufwand. Dank des Postgeschäfts gewinnen die Detailhändler neue Kunden – besonders zu Tageszeiten mit weniger Kundschaft im Laden. Das grosse Plus gegenüber den Poststellen: die Öffnungszeiten. 

Das erkannte Ex-Post-Chef Gygi schon 2005 in Remetschwil: «Die Kundschaft profitiert von längeren Öffnungszeiten, der Agenturpartner von Mehrumsatz durch Postkunden, die Gemeinde bleibt attraktiv, und die Post erhält eine wirtschaftliche Möglichkeit, vor Ort präsent zu bleiben.»

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nur den Volg in Remetschwil gibt es heute nicht mehr. Aber das muss ja nicht gleich ein schlechtes Omen sein.

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