Kampf um günstigere Einkaufspreise
Nach Coops Nestlé-Boykott wird Unilever zum Ziel

Der Preis ist heiss. Das ist auch der Grund, warum sich jetzt die deutsche Supermarktkette Kaufland mit Aromat-Produzent Unilever anlegt. Der Streit erinnert stark an Coops Boykott von Nestlé-Produkten.
Publiziert: 06.09.2018 um 09:11 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2018 um 21:17 Uhr
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Kaufland streicht über 400 Produkte aus dem Sortiment. Grund des Boykotts gegen die Unilever-Produkte ist ein Preiskampf.
Foto: imago
Julia Fritsche

Während Wochen sahen Kunden letzten Winter klaffende Lücken in den Regalen von Coop. Nescafé, Müesli, Salatsaucen, Schoggi, Wasser – die Liste der betroffenen Produkte war lang. Alle aber gehörten sie zum Nestlé-Imperium, und mit diesem hatte sich Coop angelegt. Mit dem Boykott wollte der Detailhändler zusammen mit europäischen Partnern vom Lieferanten tiefere Preise erzwingen. Schliesslich einigten sich die Parteien – stillschweigend. 

Jetzt kommt es wieder zu einem Boykott im Supermarkt. Die deutsche Kette Kaufland legt sich mit Unilever an, wie Nestlé ein Markengigant. 480 Markenartikel boykottiert Kaufland in Deutschland und in Filialen in Ost- und Südosteuropa, wie die «Lebensmittelzeitung» berichtet. Das Ziel: bessere Preise. Die Kette wirft dem Lieferanten Unilever vor, diese kurzfristig und drastisch erhöht zu haben.

Lidl geht eigene Wege

In der Schweiz gibts keine Kaufland-Geschäfte. Doch auch Lidl gehört zum gleichen Konzern. Die beiden Unternehmen der Schwarz-Gruppe regeln ihre Einkäufe allerdings separat, wie Lidl Schweiz auf Anfrage erklärt. Schweizer dürften den Boykott vorläufig nur beim Einkaufen im Ausland spüren.

Von Knorr über Dove bis Magnum sind Unilever-Marken und -Produkte in der Schweiz allgegenwärtig. Allein Coop hat rund 1000 Produkte im Sortiment. Auch für Denner ist Unilever ein wichtiger Lieferant.

Denner baut Druck anders auf

Einen Boykott plant der Discouter aber derzeit nicht. Das sagt Sprecher Thomas Kaderli auf Anfrage von BLICK. «Wir setzen auf den Verhandlungsweg.» Preisverhandlungen würden laufend stattfinden. Um tiefere Preise zu erzwingen, setzte Denner in den letzten Jahren immer wieder auf Parallelimporte. Auch mit Erfolg etwa gegen Coca-Cola.Angesprochen auf Unilever, sagt Coop, dass man sich grundsätzlich nicht öffentlich zu strategischen Fragen äussere.

Der Kampf von Coop gegen Nestlé war nach einigen Wochen beigelegt. Bei Kaufland gegen Unilever könnte es länger dauern. Denn der Deutschland-Chef hat vor kurzem in einem Interview mit der «Welt» deutlich gemacht, dass die Preise in Deutschland bereits sehr tief seien. Die Fähigkeit, den Preisdruck abzufedern, sei gering.

Händler werden mächtiger

Für einen längeren Boykott spricht auch, dass Kaufland trotz seiner 650 Filialen in Deutschland und über 1200 weitere im Ausland ein kleiner Player ist. Die Kette dürfte nicht so viel Druck aufbauen können wie Coop, Edeka und die weiteren M?itglieder des Einkaufsbündnisses Agecore im Winter.

Trotzdem sehen Experten den neuen Streit als Zeichen dafür, dass sich die Macht in der Branche zunehmend vom Produzenten zum Händler verschiebt.

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