Brot vom Vortag einfach wegschmeissen? Das macht keinen Sinn. Weder ökologisch noch ökonomisch. Auch vermeintlich «altes Brot» schmeckt einwandfrei. Das entdecken nicht nur immer mehr Kunden. So langsam kommen auch Grossverteiler auf den Geschmack. So etwa die Migros.
In vier Zentralschweizer Outlets bieten Brot vom Vortag zu stark reduzierten Preisen an, wie «20 Minuten» berichtet. In den Outlets Alpnach OW, Reiden LU, Littau LU und Dierikon LU können Kunden seit kurzem Brote vom Vortag kaufen, die in Supermarkt-Filialen bis Ladenschluss nicht verkauft worden sind. Je nach Sorte kostet ein Laib 50 Rappen oder einen Franken.
Ohne zusätzlichen Logistikaufwand
Und das, ohne dass dafür ein Kilometer zusätzlich gefahren wird, wie die Migros schreibt. «Uns war wichtig, dass das Angebot keinen zusätzlichen Logistikaufwand mit Emissionen verursacht», erklärt Alois Lustenberger. «Die übriggebliebenen Brote werden mit der regulären, morgendlichen Warenanlieferung in die Zentralschweizer Outlets gebracht», sagt der Leiter Outlets bei der Migros Luzern.
Ist das alles nur ein Versuchsballon, um bald schweizweit Brot vom Vortag anzubieten? Schliesslich stösst das Konzept etwa bei der Äss-Bar auf reges Interesse. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Bäckereien werden in speziellen Verkaufsstellen Backwaren und Patisserie vom Vortag zu einem stark vergünstigten Preis verkauft.
In normalen Filialen kein Thema
Auf Anfrage heisst es bei der Migros: «In den Supermarkt-Filialen möchten wir unseren Kunden Brot in ofenfrischer Qualität anbieten. Die Outlets bieten für Restbestände und Überproduktionen den passenden Verkaufskanal.» Das Angebot zu Tiefpreisen sei auf Schnäppchenjäger ausgerichtet, darum werde das Brot vom Vortag auch an diesen Standorten angeboten. Schweizweit wird Brot vom Vortag also nicht so schnell in den Verkauf kommen, da nicht alle Migros-Genossenschaften über Outlets verfügen.
Und was hat Coop in der Pipeline? «Bei uns bleibt nur wenig Brot nach Ladenschluss übrig. Unser Brot wird zum grössten Teil direkt im Laden frisch ausgebacken», sagt eine Sprecherin zu BLICK. So könne man sehr genau berechnen, wieviel Brot die Kunden kaufen. «Was übrig bleibt, spenden wir an beispielsweise an die Hilfsorganisationen Schweizer Tafel und Tischlein deck dich. Bei uns wird kein Brot weggeworfen», heisst es weiter.
Valora bietet «Fress-Päckli» an
Dass der Kampf gegen Food Waste definitiv in der Wirtschaft angekommen ist, zeigt auch das Beispiel von Valora. In sämtlichen Filialen von Caffè Spettacolo kann man gegen Abend Produkte zu vergünstigten Preisen kaufen, welche keine Abnehmer gefunden haben.
Valora arbeitet mit der Organisation «Too Good To Go». Über deren App erfährt der Konsument, ob und in welchem Café Foodpakete erhältlich sind. Er bezahlt es per App und holt die Ware 45 Minuten vor Ladenschlusss ab. Das «Fress-Fäckli» kostet 4.90 Franken und hat laut Valora einen Warenwert von mindestens 15 Franken.