Wer im Ausland einkauft, ist kein Landesverräter, sagt Migros-Chef Herbert Bolliger (63) im BLICK-Interview vom 7. April 2017. Doch er fordert Fairness bei der Mehrwertsteuer. Wer in der Schweiz einkauft, sollte nicht benachteiligt sein gegenüber Einkaufstouristen.
Deutschland sei ein Sonderfall, weil es keine Bagatellgrenze kenne. «Innerhalb der Freigrenze sind Einkäufe völlig von der Mehrwertsteuer befreit. Wir fordern deshalb, dass die Mehrwertsteuer entweder in Deutschland oder bei der Rückkehr in die Schweiz bezahlt werden muss», sagt Bolliger.
Auch Coop, Manor und Co. wollen das Shopping in Deutschland weniger attraktiv machen. Zusammen mit der Migros bilden sie die Interessengemeinschaft IGDHS. Diese hat laut der «Schweiz am Wochenende» ein internes Arbeitspapier entwickelt. Darin findet sich Bolligers Forderung wieder.
Zusatz zum Gesetzesartikel würde reichen
Für seinen «Lösungsvorschlag» bräuchte es keine Volksinitiative und kein neues Gesetz. «Es würde genügen, einen kurzen Nebensatz in die Zollverordnung, Artikel 66, zu schreiben», heisst es in dem Zeitungsbericht.
Heute stehe dort: Waren sind bis zu einem Wert von 300 Franken zollfrei, sofern die Waren privat verbraucht oder verschenkt werden. «Neu wäre es zusätzlich so: solche Waren wären bis zu einem Wert von 300 Franken zollfrei, ‹für welche nicht aktiv die Ausfuhr durch ein ausländisches Zollamt mittels amtlichem Siegel bestätigt wurde›», so die «Schweiz am Wochenende».
Einkaufstouristen, die sich den Ausfuhrschein abstempeln lassen, um sich die deutsche Mehrwertsteuer erstatten lassen, können so ihre Einkäufe nicht mehr zoll- und steuerfrei in die Schweiz einführen. Sie müssten die Schweizer Mehrwertsteuer zahlen.
Wie Migros-Chef Bolliger gegenüber BLICK im Interview ausführte, wäre der Bund mit der neuen Regelung nicht mehr der Verlierer. Denn: «Ihm entgehen Mehrwertsteuer-Einnahmen von 500 bis 750 Millionen Franken pro Jahr. Er nimmt auch weniger Zölle und Abgaben ein.» (uro)