Streaming-Anbieter wie Spotify und Netflix kritisieren schon länger, dass sie bei Abo-Abschlüssen auf dem iPhone einen Teil der Erlöse an Apple abgeben müssten. Jetzt hat der Marktführer Spotify genug und legt Beschwerde bei der EU-Kommission ein.
Apple habe in seinem App Store Regeln eingeführt, die die Auswahl für Verbraucher einschränkten und Innovationen bremsten, erklärte Spotify-Chef Daniel Ek (36).
Apple und Google krallen sich 30 Prozent
Im App Store von Apple - und auch auf anderen Download-Plattformen wie etwa der Google Play Store für Android-Geräte - ist es üblich, dass App-Anbieter 70 Prozent der Erlöse bekommen, während 30 Prozent beim Betreiber bleiben. Das gilt auch für Käufe innerhalb von Apps. Bei Abo-Erlösen senkt Apple die Abgabe ab dem zweiten Jahr auf 15 Prozent.
Musikstreaming-Anbieter zeigten sich schon lange unzufrieden damit, dass sie einen Teil der Abo-Erlöse an Apple abgeben müssen, während der Konzern bei seinem eigenen Dienst den gesamten Betrag bekommt. «Wenn wir diese Steuer bezahlen, würde uns das zwingen, unsere Premium-Mitgliedschaft künstlich deutlich teurer zu machen als Apple Music», kritisierte Ek.
Apple schikaniert Spotify
Spotify bot die Abos in der iPhone-App eine Zeit lang teurer an als im Web. Inzwischen kann man das Premium-Abo auf dem iPhone gar nicht mehr abschliessen. Auch der Videostreaming-Dienst Netflix bietet seit Ende vergangenen Jahres Neukunden keine Möglichkeit mehr an, ein Abo direkt in der App zu erwerben.
Apple mache Spotify das Leben schwieriger, weil der Musikdienst nicht das Bezahlsystem des iPhone-Konzerns nutze, schrieb Ek. So habe Apple regelmässig App-Updates blockiert und Spotify von firmeneigenen Produkten wie der Assistenzsoftware Siri, dem vernetzten Lautsprecher HomePod und der Computer-Uhr Apple Watch ferngehalten. Ausserdem würden die Möglichkeiten, mit Nutzern zu kommunizieren, eingeschränkt.
Spotify wächst trotzdem
«Wir wollen keine Sonderbehandlung», schrieb Ek und verwies darauf, dass etwa der Fahrdienst-Vermittler Uber oder der Essenlieferdienst Deliveroo auch keine Abgaben für die einzelnen Transaktionen in ihren jeweiligen Apps zahlen müssten.
Spotify schloss das vergangene Quartal mit 96 Millionen zahlenden Abo-Kunden ab, 9 Millionen mehr als drei Monate zuvor. Zusammen mit der Gratis-Version kam Spotify auf 207 Millionen Nutzer. Dieser Trend dürfte weiter anhalten, denn der schwedische Musikstreaming-Dienst hat vor kurzem einen Deal mit dem indischen Unterhaltungsgiganten T-Series abgeschlossen. Damit hat Spotify einen Zugang zum wachsenden indischen Onlinemarkt.
Auch Apples Musikstreaming-Dienst floriert
Apple Music als Nummer zwei im Markt hat nach jüngsten Angaben mehr als 50 Millionen zahlende Nutzer - eine kostenlose Version hat der iPhone-Konzern nicht. (SDA/nwa)