Apple Pay kommt in die Schweiz. Bereits im Juli soll es so weit sein, heisst es in Branchenkreisen. Die Schweizer Bezahl-App Twint muss sich also warm anziehen. Um dem Markteintritt entgegenzuwirken, hat sich die Postfinance-Tochter vor ein paar Wochen mit dem Schweizer Mitbewerber Paymit zusammengeschlossen. Ob das reicht?
«Die Einstiegshürde bei Apple Pay ist geringer», sagt Digitalexperte Jean-Claude Frick vom Vergleichsdienst Comparis. Grund: Die Bezahl-App von Apple kommt via Update auf jedes iPhone. Vorausgesetzt ist allerdings Version 6 oder höher.
Und hierzulande ist das iPhone sehr populär: Rund 50 Prozent der Smartphones in der Schweiz stammen aus dem Hause Apple.
Auf Android Handys läuft Apple Pay nicht. Ganz anders die Schweizer Alternative Twint: sie ist für beide populären Smartphone-Plattformen verfügbar.
Funktioniert wie EC-Karte
Das ist nicht der einzige Vorteil von Twint. Die Bezahl-App kann man direkt mit dem Bankkonto verknüpfen. Twint funktioniert dann wie eine Debitkarte (Maestro- oder Postkarte).
Bei Apple Pay ist eine Kreditkarte vorausgesetzt. Und vorerst sind nur wenige Partner an Board. Das könnte sich aber bald ändern. «In den USA funktioniert Apple Pay bereits heute mit Debitkarten», weiss Frick.
Hierzulande hat Apple klar Nachholbedarf. Denn die Schweizer sind Kreditkarten-Muffel: Laut einer Umfrage von Comparis sind Debitkarten bei 44 Prozent der Bevölkerung das beliebteste Zahlungsmittel. Über zwei Drittel zahlen am liebsten mit Bargeld. Und nur 17 Prozent gaben an, die Kreditkarte zu bevorzugen.
Kundenkarten integriert
Zudem ist Twint weit mehr als eine Bezahl-App. Bei der Schweizer Lösung kann man Kundenkarten hinterlegen, etwa die Supercard von Coop. Und Rabatt-Coupons können die Händler direkt auf die App schicken. Apple bietet diesen Service vorerst nur in den USA an.
Der iPhone-Hersteller setzt auf NFC (Near Field Communication). Eine Technik, die bereits in 100'000 Kassenterminals in der Schweiz zum Einsatz kommt. Bisher konnte man dort kontaktlos nur mit Kreditkarten bezahlen.
Anders Twint. Dort fährt man zweigleisig: Einerseits setzt die Schweiz-App auf Bluetooth, anderseits aber auf den QR-Code. Den kann man theoretisch auf jedem Bezahl-Terminal mit Display anzeigen.
Gewinnt Twint das Rennen gegen Apple Pay? Frick sieht für beide Systeme grosses Potenzial. «Ich gehe davon aus, dass sich beide Systeme durchsetzten werden», sagt der Digitalexperte.