«Lebenslanges Lernen und Flexibilität», das brauche es heute, um Erfolg im Beruf zu haben. Das sagt Christian Zünd (52), ab April neuer CEO des Kaufmännischen Verbands. «Die gradlinige Karriere bis zur Pension gibt es nicht mehr.» Der Jurist tritt seinen Posten in einer schwierigen Zeit an. Rund herum werden Stellen zusammengestrichen. Besonders gefährdet: Arbeitsplätze im Backoffice – also genau die kaufmännischen Stellen. Weil immer mehr Aufgaben Computer übernehmen, werden viele unterstützende Funktionen überflüssig. Der Mensch hat in diesen Bereichen ausgedient.
Was sagt Zünd all jenen Jugendlichen, die in dieser stürmischen Zeit mit einer KV-Lehre liebäugeln? «Die kaufmännische Lehre ist auch heute eine sehr solide Grundausbildung. Sie bietet viele Möglichkeiten.» Aber der langjährige Generalsekretär der Zürcher Justizdirektion sagt auch: «Sie müssen sich weiterbilden. Ohne Zusatzausbildung geht es nicht.»
Die kaufmännische Grundausbildung ist alleine wenig wert. Tatsächlich wollen 95 Prozent aller Lehrabsolventen nach Angaben des Verbands bereits in den ersten zwei Jahren nach dem Abschluss mit einer Weiterbildung starten. Der neue CEO des Kaufmännischen Verbands vergleicht das KV mit der Matur: «Allein damit kommen Sie nicht sehr weit. Aber es lässt sich viel darauf aufbauen.» Will nun Zünd die kaufmännische Grundausbildung akademisieren? «Auf keinen Fall! Ich bin ein Verfechter des dualen Bildungssystems.»
Der Verband hat ein breites Bildungsangebot. Das reicht von Berufen mit höheren Fachprüfungen – zum Beispiel Controller – und mit der Berufsmatur sogar bis hin zum Studium der Betriebsökonomie an Fachhochschulen.
Und wie will Zünd der Kaufmännische Verband für die Zukuft fit machen? «Ich fange jetzt erst einmal an.» Er will zuerst verstehen, bevor er verändert. Dafür gibt er sich ein halbes Jahr Zeit. Fest steht: «Wir müssen die jungen Erwachsenen vermehrt als Mitglieder gewinnen.» Zünds Mission ist in den Grundzügen bereits klar: «Ich will für unsere Berufsgruppe das Beste herausholen. Und unsere Mitglieder müssen einen echten Mehrwert haben.» Wie will er das tun? «Mit guter Politik.» Zünd sieht sich weniger als Manager, sondern mehr als Botschafter für den kaufmännischen Berufszweig. «Das KV ist noch lange kein Auslaufmodell.»