Das Jahr 2011 war bei Swiss ein Jahr der Rekorde. Sie transportierte so viele Passagiere wie noch nie. Bis Ende Jahr wird der Rekord der Swissair von 15,052 Millionen Fluggästen wohl gebrochen. Bei Swiss sind die Sitze mit 87 Prozent im letzten Quartal traumhaft ausgelastet. Die Airline ist auf Kurs, um das Ergebnis von 2010 – 368 Millionen Franken Gewinn – zu toppen.
Also gute Voraussetzungen für ein frohes Weihnachtsfest? Nicht ganz. Viele Swiss-Mitarbeiter haben einen dicken Hals. Ihre Gratifikation wurde gestrichen. Die Geschäftsleitung speist sie mit einem kleinen Weihnachtsgruss ab: ein Käsebrettli mit einem Parmesanmesser und Schokolade. Letztes Jahr gabs einen Salzstreuer, eine Pfeffermühle – aber bis zu 2000 Franken Grati dazu. Genau wie in den drei Jahren davor.
Besonders beim Kabinenpersonal kochen die Gemüter hoch. In einer Facebook-Gruppe mit über 1200 Mitgliedern entlädt sich der ganze Frust. «Ich will Cash und nicht Käseplättli», schreibt einer. Oder: «Ich habe nicht mit Tausenden Franken gerechnet, um meine Steuern zu bezahlen, sondern mit einem angemessenen Geschenk, das meine Arbeit würdigt, und nicht mit einem neuen Millionen-Logo, das ich mir zu Hause anschauen muss», baut einer seinen Frust ab. Er schickte das Brettli an Swiss-Chef Hohmeister zurück. So wie Dutzende andere auch. Verständnis dafür gibts von der Gewerkschaft: «Wir sind enttäuscht und verstehen die Unruhe unter dem Kabinenpersonal. Es fällt uns schwer, diesen Entscheid des Managements zu verstehen», sagt Georg Zimmermann von Kapers.
Vielen Swiss-Mitarbeitern kommt der Entscheid in den falschen Hals, weil sie keinen 13. Monatslohn haben. Stattdessen gibt es eine variable Gewinnbeteiligung, die bis zu zwölf Prozent des Salärs ausmachen kann.
Auch dieses Jahr deutete zuerst vieles auf das freiwillige Geschenk hin. Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen Ende Juli sagte Swiss-Chef Harry Hohmeister zu BLICK: «Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.»
Wieso jetzt dieser Wandel? Die Swiss begründet dies mit den schlechten Aussichten. Und: «Zusätzliches Weihnachtsgeld wurde in den vergangenen Jahren ausbezahlt, wenn die Erwartungen für das Geschäftsjahr übertroffen wurden. In diesem Jahr ist das nicht der Fall.»
Wo diese Erwartungen liegen, wollte die Swiss nicht mitteilen. Intern wird nun gerätselt, ob die Streichung der Grati mit den jüngsten Sparmassnahmen im Lufthansa-Konzern zusammenhängen.