Man kennt ihn als Gönner der Rapperswil-Jona Lakers und der Berner Young Boys. Doch Jöggi Rihs ist auch Verwaltungsratspräsident der Swiss Casinos AG, die in der Region Zürich und Ostschweiz vier Spielbanken betreibt – und für das neue Geldspielgesetz kämpft.
Herr Rihs, mit den Rapperswil-Jona Lakers gewannen Sie den Eishockey-Cup und steigen auf. Mit YB winkt das Double. Vorletzte Woche mussten Sie Ihren Bruder beerdigen. Und jetzt mischen Sie sich in den Abstimmungskampf um das Geldspielgesetz ein, über das wir am 10. Juni abstimmen. Wie schaffen Sie das alles?
Jöggi Rhis: (Denkt lange nach) Ich sage es so: Was einen fit hält, ist die Freude. Der Tod meines Bruders kam ja nicht aus heiterem Himmel. Er konnte in Ruhe und zufrieden einschlafen. Auch das macht Freude. Es ist ja unglaublich, zu was allem wir Menschen fähig sind. Solange man das mitmachen kann, muss man doch leben! Ständig nur Bedenken haben, bringt nichts. Das macht einen kaputt!
Sie kämpfen als Präsident der Firma Swiss Casinos ...
... es ist ein bisschen wie mit den Lakers oder YB. Mir geht es um das Land. Ich will etwas Gutes hinterlassen.
Die Befürchtung ist, dass das neue Gesetz die Marktfreiheit einschränkt.
Zurzeit wird viel Übles verbreitet. Was wir machen, ist transparent! Hier in Zürich haben wir zwei Fachleute im Casino, die Spielsüchtige betreuen. Wir können nicht zulassen, dass wir in die Zeiten der 70er- und 80er-Jahre zurückfallen. Damals sind Familienväter verlumpt, weil sie nach Konstanz und Bregenz ins Casino gefahren sind.
Die Gegner sagen: Das neue Gesetz schützt Spielsüchtige nicht genug!
Schon heute tun wir viel gegen die Spielsucht. Und es ist nichts als richtig, dass das neue Gesetz sogar noch mehr verlangt. Wir haben am Laufmeter Kontrollen. Wenn wir einen Spielsüchtigen nicht identifizieren, werden wir vor die Behörden zitiert oder gar gebüsst. Und das ist richtig so! Wer Geldspiele anbietet, hat eine Verantwortung. Diese nehmen wir wahr. Bei den illegalen Anbietern aus Gibraltar oder sonst woher gibt es null Kontrollen! Wenn wir die nicht sperren, hat alles keinen Sinn. Heute sind nicht nur Familienväter spielsüchtig, sondern teilweise schon 14- oder 15-Jährige.
Die können Internet-Sperren für illegale Casinos aber umgehen.
Ein schwaches Argument. Etwas umgehen kann man immer. Ich kann auch verkehrt in eine Einbahnstrasse hineinfahren. Das ist aber illegal und gibt eine Busse.
Die Jungparteien haben das Referendum eingereicht. Warum haben Sie die Jungen gegen sich?
Ich weiss es nicht. Aus meiner Sicht sind das viel zu unkritische Internet-Sektierer. Auch sie müssen sich doch im Klaren sein, dass heute viel Geld aus dem Glücksspiel in die AHV gelangt. Wenn das Geld aber zu illegalen ausländischen Onlinecasinos abwandert, wird ihnen das in 30 Jahren fehlen!
Von wie viel Geld reden wir?
Die illegalen Casinos erleichtern die Schweiz um etwa 250 bis 300 Millionen pro Jahr. Ginge es nach dem Schweizer Gesetz, müssten sie davon rund die Hälfte an die AHV abgeben. Diese Firmen haben die Schweizer Bevölkerung in den letzten Jahren um rund eine Milliarde Franken abgezockt.
YB und Lakers sind wohl kaum auf Lotterie-Gelder angewiesen.
Nicht direkt. Aber im Grossraum Bern – und auch bei uns oben in Rappi – werden viele sportliche Aktivitäten so finanziert. Davon profitieren auch die Klubs. Deshalb verschicken wir Briefe im Namen von YB und den Lakers, die für das Gesetz werben.
YB und Rappi machen Abstimmungskampf?
Ja, wenn das der Sportklub selber macht, hat das enormes Gewicht. Wir verschicken das an sämtliche wichtigen Mitglieder und Sponsoren.
Und was steht drin?
(Liest vor) «Für uns, die Berner Young Boys, ist die Abstimmung über das neue Geldspielgesetz von besonderer Bedeutung. Wird es abgelehnt, wird in Zukunft vermehrt Geld ins Ausland abfliessen. Das hätte zur Folge, dass zahlreiche Sportveranstaltungen und Dutzende Sportvereine existenziell bedroht werden. Dasselbe auch im Namen der Lakers.
Warum sind Sie eigentlich so sportbegeistert?
Als Kind war ich der Mägerlimuck, lag jeden Winter mit Grippe im Bett. Dank der Pfadi und dem Sport habe ich mich gut entwickelt. Ich ging viel laufen, fuhr Velo, spielte Handball und Fussball. Sport ist für einen jungen Menschen die beste Lebensschule. Wenn ich in mein Büro nach Rappi fahre, liegt die Berufsschule am Weg. In der Pause staune ich jeweils über die Jungen: Zigarette, Handy, Red Bull. Morgens um zehn? Ich glaube nicht, dass die sich gross mit Sport beschäftigen.
Deshalb sind Sie bei YB und den Lakers eingestiegen?
Rappi war zuerst. Wir hatten Freunde, die in Laufdistanz zum Stadion wohnten. Die luden uns an einen Match ein. Auf dem Weg haben wir all die begeisterten Eishockey-Fans gesehen. Da dachte ich: Sensationell, wenn die Jungen so begeistert und fokussiert ans Spiel gehen! Bei YB ist mein Bruder zuerst eingestiegen. 2008 kam ich dazu.
Mit beiden Klubs feiern Sie Erfolge.
Die Leute kommen auf mich zu und sagen: «Gopferteli, Jöggi. Du bist Weltmeister im Meisterwerden!» Aber das bin ja nicht ich. Da arbeiten hervorragende Leute. Ich sehe bei beiden Klubs viele Ähnlichkeiten.
Welche?
Sowohl bei YB wie bei Rappi gab es Leute, die hinter den Kulissen dreingefunkt haben. Die sich nur selbst profilieren wollten. Wir hatten einen Scherbenhaufen. Rappi ist ja sogar abgestiegen. Wir mussten den Stall ausmisten und einen Wiederaufbau beginnen. Das hat viel Geld gekostet. Wir haben ein paar wenige Leute an Bord geholt, die es wirklich ernst meinten. Bei YB konnten wir Trainer Adi Hütter und Sportchef Wuschu Spycher holen. Da merkten wir: Jetzt kommts gut!
Adi Hütter geht gerade ...
Ja, wir bedauern seinen Weggang sehr. Wir sind ihm sehr dankbar für das, was er für YB geleistet hat. Und wir wünschen ihm für den weiteren Verlauf seiner Karriere nur das Beste. Ich bin sicher, dass wir mit ihm freundschaftlich verbunden bleiben.
Bleiben Sie YB erhalten?
Ja, ich und die Familie Rihs stehen weiter hinter den Young Boys. Sollte es eines Tages einen Besitzerwechsel geben, werden wir dies mit aller Sorgfalt angehen. Und immer auch im Interesse von YB.
Hans-Ueli «Jöggi» Rihs (73) übernahm 1966 mit seinem am 18. April verstorbenen Bruder Andy den Hörgerätehersteller Phonak, der heute Sonova heisst, von ihrem Vater Ernst Rihs. Die Brüder – sie hatten noch zwei ältere Schwestern – tätigten viele Investments und Engagements gemeinsam. Mit dem Tod seines prominenten Bruders (†75) rückte nun der Jüngere in den Vordergrund. Er ist verheiratet und Vater.
Hans-Ueli «Jöggi» Rihs (73) übernahm 1966 mit seinem am 18. April verstorbenen Bruder Andy den Hörgerätehersteller Phonak, der heute Sonova heisst, von ihrem Vater Ernst Rihs. Die Brüder – sie hatten noch zwei ältere Schwestern – tätigten viele Investments und Engagements gemeinsam. Mit dem Tod seines prominenten Bruders (†75) rückte nun der Jüngere in den Vordergrund. Er ist verheiratet und Vater.
Südfrankreich oder Florida?
Unmöglich zu beantworten. Beides ist mir nah.
Zürichsee oder Aare?
Zürichsee.
Kunst- oder Naturrasen?
Kunstrasen. Er macht den Fussball attraktiver.
Poker oder Blackjack?
Wenn, dann Blackjack. Das nannten wir früher 21-erlen.
Eishockey oder Fussball?
Mein Herz schlägt für beides.
Südfrankreich oder Florida?
Unmöglich zu beantworten. Beides ist mir nah.
Zürichsee oder Aare?
Zürichsee.
Kunst- oder Naturrasen?
Kunstrasen. Er macht den Fussball attraktiver.
Poker oder Blackjack?
Wenn, dann Blackjack. Das nannten wir früher 21-erlen.
Eishockey oder Fussball?
Mein Herz schlägt für beides.
Kommentar von Reza Rafi, stv. Chefredaktor SonntagsBlick
Am 10. Juni könnte die Schweiz zum sozialen Tschernobyl werden: keine Spielplätze mehr, kein Theater, keine Konzerte, keine Sportlager, keine Elefanten im Zoo. Nur ein Ja zum Geldspielgesetz kann die Katastrophe abwenden.
Das jedenfalls wollen die Befürworter dem Stimmvolk weismachen. Etwas haben sie bereits erreicht, auch wenn das Schicksal der Vorlage noch ungewiss ist: einen neuen Tiefpunkt der politischen Werbung.
Dass vor Abstimmungen zugespitzt wird, ist nicht neu – auch die No-Billag-Gegner, die Masseneinwanderungs-Initianten der SVP und schon Blochers Bewegung gegen den EWR-Beitritt drohten mit der nationalen Apokalypse.
Besonders dreist an der aktuellen Kampagne ist aber die krasse Verdrehung der Motive: Zwar gibt es gute Gründe für das Geldspielgesetz – Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel für die AHV und für zivilgesellschaftliche Zwecke zu verwenden, ist keine schlechte Sache.
Doch geht es bei diesem Ansinnen, anders als insinuiert, nicht primär um Wohltätigkeit. Es geht um den Schutz der heimischen Casinos vor ausländischer Konkurrenz im Netz. Es geht um den Profit.
Umso absurder wirkt der Trick, das Gesetz mit dem Prädikat «gemeinnützig» zu versehen.
Ein gemeinnütziges Gesetz? Was soll das? Es redet auch niemand von gemeinnützigem Rauchen oder gemeinnützigem Trinken, weil Tabak- und Alkoholsteuer die AHV mitfinanzieren.
Das Manöver des Ja-Lagers ist schlicht eine Frechheit. Wie sehr es damit sich selber schadet, wird sich in drei Wochen zeigen.
Kommentar von Reza Rafi, stv. Chefredaktor SonntagsBlick
Am 10. Juni könnte die Schweiz zum sozialen Tschernobyl werden: keine Spielplätze mehr, kein Theater, keine Konzerte, keine Sportlager, keine Elefanten im Zoo. Nur ein Ja zum Geldspielgesetz kann die Katastrophe abwenden.
Das jedenfalls wollen die Befürworter dem Stimmvolk weismachen. Etwas haben sie bereits erreicht, auch wenn das Schicksal der Vorlage noch ungewiss ist: einen neuen Tiefpunkt der politischen Werbung.
Dass vor Abstimmungen zugespitzt wird, ist nicht neu – auch die No-Billag-Gegner, die Masseneinwanderungs-Initianten der SVP und schon Blochers Bewegung gegen den EWR-Beitritt drohten mit der nationalen Apokalypse.
Besonders dreist an der aktuellen Kampagne ist aber die krasse Verdrehung der Motive: Zwar gibt es gute Gründe für das Geldspielgesetz – Steuereinnahmen aus dem Glücksspiel für die AHV und für zivilgesellschaftliche Zwecke zu verwenden, ist keine schlechte Sache.
Doch geht es bei diesem Ansinnen, anders als insinuiert, nicht primär um Wohltätigkeit. Es geht um den Schutz der heimischen Casinos vor ausländischer Konkurrenz im Netz. Es geht um den Profit.
Umso absurder wirkt der Trick, das Gesetz mit dem Prädikat «gemeinnützig» zu versehen.
Ein gemeinnütziges Gesetz? Was soll das? Es redet auch niemand von gemeinnützigem Rauchen oder gemeinnützigem Trinken, weil Tabak- und Alkoholsteuer die AHV mitfinanzieren.
Das Manöver des Ja-Lagers ist schlicht eine Frechheit. Wie sehr es damit sich selber schadet, wird sich in drei Wochen zeigen.