Dieses Mal bleibt die Hand unten, als Josef Ackermann (67) vor den Richter schreitet. Kein Victory-Zeichen ist zu sehen.
Seit einer Woche läuft der Prozess gegen den bekanntesten Schweizer Manager. Vor über zehn Jahren soll er vor Gericht gelogen haben. Es ging um den Konkurs der Mediengruppe Kirch. Die Angeklagten, alles Angestellte der Deutschen Bank, bestreiten die Vorwürfe.
2004 musste Ackermann sich schon einmal vor deutschen Richtern verantworten. Damals wegen der Mannesmann-Übernahme. Ein komplizierter Wirtschaftsprozess. Der Rheintaler war da bereits Chef der Deutschen Bank. Nachdem er 1996 die Credit Suisse im Streit verlassen hatte, machte er in Deutschland Karriere. Er wird der erste Ausländer an der Spitze der Deutschen Bank.
Während der Finanzkrise blüht Ackermann richtig auf. Er wird Einflüsterer von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Seppi aus Mels (SG) macht als Joe Weltpolitik. Ackermann ist ganz oben.
Seit fünf Jahren jedoch sinkt die Ackermann-Aktie. Der Wechsel ins Präsidium des Aufsichtsrats der Deutschen Bank scheitert. Stattdessen wird der Banker Verwaltungsrat bei der Versicherungsgesellschaft Zurich. Aber nur bis 2013. Dann nimmt sich Zurich-Finanzchef Pierre Wauthier das Leben. Im Abschiedsbrief stehen bittere Zeilen über seinen Vorgesetzten Ackermann. Er sei aggressiv und herrisch. Ein übler Chef. Ackermann zieht sich zurück, speckt zehn Kilo ab. In Pension gehen kommt für das Arbeitstier aber nicht in Frage. Heute arbeitet er für die Renova-Gruppe des russischen Oligarchen Viktor Vekselberg und der Bank of Cyprus. Diese wird von Vekselberg kontrolliert.
Von der Ikone Ackermann ist wenig übrig. Die Deutsche Bank leidet unter Altlasten. Ackermann hatte die deutsche Postbank übernommen, die jetzt wieder verkauft wird. Zudem schliesst die Bank 200 ihrer 700 Filialen in Deutschland. Ein riesiger Stellenabbau steht bevor.
Bis das Urteil gesprochen wird, hat Ackermann viel Zeit, um über seine abenteuerliche Karriere nachzudenken. Es wird erst in mehreren Monaten erwartet.