Joe Ackermanns Nachfolger
Co-Chefs der Deutschen Bank treten zurück

Die Co-Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, haben ihren Rücktritt angekündigt. Die Deutsche Bank bestätigt damit ein Gerücht des «Wall Street Journal».
Publiziert: 07.06.2015 um 14:26 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:38 Uhr
Anshu Jain (l.) und Jürgen Fitschen.
Foto: Reuters

Die beiden Chefs der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, beugen sich nach massiver Kritik dem wachsenden Druck und treten zurück. Neuer Chef von Deutschlands grösstem Kreditinstitut wird der frühere UBS-Finanzchef John Cryan.

Der Aufsichtsrat nahm heute Nachmittag die Rücktrittsangebote von Jain und Fitschen an, wie die Bank bestätigte. Jain geht Ende Juni, der 67-jährige Fitschen soll noch bis zur Hauptversammlung im Frühjahr 2016 bleiben.

Danach wird der ehemalige UBS-Finanzchef Cryan die Bank allein führen. Der 54-jährige Brite sitzt seit 2013 im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Vom 1. Juli an soll er Jain ersetzen, zunächst als Teil der Doppelspitze, «um eine geordneten Übergang sicherzustellen».

Die Verträge von Jain und Fitschen liefen eigentlich noch bis 2017. Die beiden waren 2012 als Nachfolge des Schweizers Josef Ackermann angetreten.

Rücktritt vor Kurzem noch kein Thema

Die Kritik von Investoren, aber auch von Mitarbeitern an dem Führungsduo war zuletzt immer lauter geworden.

Die Bank zitierte Jain heute mit dem Worten: «Mit der Strategie 2020, die die Bank auf einen erfolgreichen Weg bringt, ist es zu diesem Zeitpunkt die richtige Entscheidung für die Bank und für mich, eine neue Führung zu etablieren. Ich bin (...) überzeugt, dass die Bank in sehr guten Händen ist und vor einer glänzenden Zukunft steht.»

Noch im Mai hatte er mehrfach einen Rücktritt ausgeschlossen. Die meisten Rechtsstreitigkeiten und Altlasten, mit denen die Deutsche Bank immer noch kämpft, haben ihren Ursprung in der Investmentbank, die Jain jahrelang geführt hatte. «Dem muss ich mich stellen», sagte er im April. Er könne der Bank aber am besten dienen, indem er sicherstelle, dass so etwas nicht wieder passiere.

Mitte April hatte Jain verkündet, dass die vor sieben Jahren übernommene Postbank wieder abgespalten und an die Börse gebracht werden soll. Das restliche Privatkundengeschäft mit den «blauen» Filialen wird zusammengestrichen, während die Investmentbanker wieder an Macht gewinnen. Im Investmentbanking macht die Bank vergleichsweise geringe Abstriche, obwohl es viel teures Kapital bindet.

«Richtige Persönlichkeit zum richtigen Zeitpunkt»

Die ersten Äusserungen des neuen Chefs deuten nicht auf einen erneuten Kurswechsel hin: «Unsere Zukunft hängt davon ab, wie gut wir unsere Strategie umsetzen, unsere Kunden überzeugen und die Komplexität reduzieren», erklärte Cryan. Er gehörte nach seinem Abschied von der UBS bis zum Sommer 2014 als Europa-Chef zum Führungsteam des singapurischen Staatfonds Temasek.

Aufsichtsratschef Paul Achleitner würdigte den neuen Chef: «Er verfügt nicht nur über grosse Erfahrung im Bank- und Finanzgeschäft, sondern steht persönlich und beruflich für die Werte, die nötig sind, die Deutsche Bank voranzubringen und die Strategie 2020 erfolgreich umzusetzen.» Cryan sei «die richtige Persönlichkeit zum richtigen Zeitpunkt».

Der Absolvent der Elite-Universität Cambridge war immer als Lösung genannt worden, wenn Achleitner schnell einen Nachfolger für Jain oder Fitschen brauchte. Cryan hatte schon in seinen drei Jahren bei der UBS die Bilanz zusammengestrichen und sie damit aus der Krise geführt. Die Deutsche Bank plant nun Ähnliches.

Rendite-Ziele nicht erreicht

Investoren und Aktionäre hatten Jain und Fitschen für die neue Strategie, die ihnen zu halbherzig anmutete, ungewöhnlich scharf kritisiert. Die Doppelspitze steht aber schon länger unter Druck.

Wesentliche Ziele - etwa für die Rendite und die Kosten - wurden nicht erreicht. Selbst der Aufsichtsratschef attestierte Jain und Fitschen auf der Hauptversammlung eine eher «durchwachsene» Bilanz. Dort fingen auch Grossinvestoren offen auf Konfrontationskurs.

Das Führungsduo hatte nach seinem Amtsantritt Mitte 2012 einen «Kulturwandel» versprochen. Doch macht die Bank immer noch vor allem mit Rechtsstreitigkeiten, in die sie verwickelt ist, Schlagzeilen. Für die Manipulation des Referenzzinssatzes Libor hatte sie kürzlich 2,3 Milliarden Euro zahlen müssen.

Am Freitag wurde in Finanzkreisen bekannt, dass sich ein Fall von Geldwäsche, mit dem die Bank in Russland konfrontiert ist, auf ein Volumen von mehr als sechs Milliarden Dollar wachsen könnte. (SDA)

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