Jetzt wird über das Outsourcing gestritten
Auch Schweizer Dienstleister verlagern die IT ins Ausland

Tausend gestrichene Flüge, 75'000 gestrandete Passagiere: Vor 14 Tagen legte eine Informatikpanne British Airways lahm.
Publiziert: 11.06.2017 um 13:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:35 Uhr
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75'000 Passagiere sind auf Flughäfen weltweit gestrandet, weil die IT gestreikt hat.
Foto: Getty Images
Moritz Kaufmann

Nach der Informatikpanne von British Airways war die Wut auf der Insel riesig: Die Fluggesellschaft hatte ihre Informatik weitgehend ins Ausland ausgelagert – unter anderem nach Indien. Und obwohl nicht klar ist, was den Zusammenbruch bewirkte, wird seither über das sogenannte IT-Outsourcing gestritten.

Die Informatik in fremde Länder zu verlagern, ist auch in der Schweiz gängige Praxis. Dienstleistungsunternehmen stehen dabei genauso im Fokus wie Airlines. Die Swiss teilt SonntagsBlick mit: «Eine Mehrzahl unserer IT-Systeme haben wir im Ausland.» Genauer: In Kelsterbach (D), gleich beim Flughafen Frankfurt.

«Das liegt natürlich primär daran, dass wir eine Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa AG sind.» Schwerwiegende Systemausfälle habe die Swiss bisher aber keine gehabt, beteuert die Airline.

Der Flughafen Zürich mag sich nicht auf Experimente einlassen: «Wir haben keine permanenten IT-Aufgaben ins Ausland verlagert, sondern kaufen Produkte auf dem Markt und betreiben diese dann selber», so Mediensprecherin Raffaela Stelzer. Der Grund ist klar: «Es ist uns ein Anliegen, den Flughafenbetrieb auch aus IT-Sicht in unserer Kon­trolle zu haben.»

Die SonntagsBlick-Umfrage zeigt: Fast alle grossen Schweizer Dienstleistungsunternehmen lagern zumindest einzelne Aufgaben ins Ausland aus.

Es fehlt an Digital- und Entwicklertalenten

Das Reiseunternehmen Hotelplan spricht offen über die Gründe: «Die Rekrutierung von Digital- und Entwicklertalenten in der Schweiz gestaltet sich zunehmend als Herausforderung», so Sprecherin Prisca Huguenin. Und: Man spart auch Kosten und hat weniger Aufwand.

«Für die Dauer eines Projekts werden Ressourcen aufgeboten und nach dem Projekt wieder abgebaut», so Huguenin. Seit sechs Jahren arbeitet die Migros-Tochter Hotelplan deshalb mit Dienstleistern aus Russland und dem Baltikum zusammen.

Probleme habe man mit dieser Strategie noch nie gehabt. Hotelplan betont: In der Zentrale in Glattbrugg ZH seien noch 100 IT-Mitarbeiter beschäftigt.

Einige Schweizer Unternehmen, vor allem solche mit vielen Kundenkontakten, setzen weiterhin auf eine rein schweizerische Informatik, darunter auch die Grossverteiler Coop und Migros.

Auf die Frage, warum sie nicht ebenfalls ihre IT auslagere, antwortet die Migros lediglich: «Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund dafür.»

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