Jetzt kommt die Medien-Login-Allianz
Schweizer Verleger gemeinsam gegen die Grossen

Die Schweizer Verleger haben die Zeichen der Zeit erkannt. Mit einer gemeinsamen Login-Allianz wollen sie den Kampf gegen Google, Facebook & Co. aufnehmen. Das Ziel: Mehr Werbung soll den Schweizer Medienhäusern zu Gute kommen.
Publiziert: 28.09.2018 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:04 Uhr
Spitzenverleger über die Zukunft der Schweizer Medien
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Live vom Swiss Media Forum:Spitzenverleger über die Zukunft der Schweizer Medien
Christian Kolbe

Damit war nicht zu rechnen: Seit 3 Jahre führten die grossen Schweizer Medienhäuser einen Grabenkampf, kämpften gegeneinander erbittert um die wenigen verbliebenen Pfründe im Schweizer Werbemarkt. Damit ist nun Schluss: Unschweizerisch schnell ist die Idee einer gemeinsamen Login-Allianz entstanden. Dieses Projekt wurde heute zum Abschluss des Swiss Media Forums lanciert.

Kuchen soll grösser werden

Beim Start mit dabei sind die grossen Medienhäuser der Schweiz: AZ Medien, NZZ, Ringier, Somedia, Tamedia und auch die SRG. Der Zeitplan ist ambitioniert: «Bis Ende 2018 schaffen wir die Grundlagen für die Login-Allianz. Ab 2019 legen wir los», sagt Pietro Supino (52), Verleger Tamedia.

Das Ziel der Login-Allianz ist klar: Es geht darum, dass sich die Schweizer Medienhäuser wieder ein grösseres Stück vom Werbe-Kuchen abschneiden können. Oder so wie es der Geschäftsführer der NZZ, Felix Graf (50) formuliert: «Dem Projekt gebe ich gute Chancen. Denn es gibt Antwort auf die zentrale Frage: Wie können wir den Kuchen wieder etwas grösser machen, bevor sich jeder ein Stück davon abschneidet?»

Geld mit digitaler Werbung verdienen vor allem US-Konzerne 

Der Überlebenskampf hat die Verleger über Jahre gelähmt, jetzt versuchen sie gemeinsam den Befreiungsschlag. Denn das ist das grosse Problem, das alle haben: Nicht nur Schweizer Medienhäuser sondern auch die meisten anderen Verlage rund um den Globus kämpfen mit dem, das rund 80 Prozent des digitalen Werbevolumens zu den Google, Facebook & Co. fliessen. Den lokalen Verlegern bleiben nur die Brosamen. Das hat damit zu tun, dass die Qualität der Daten der Grossen viel besser als bei einzelnen Medienhäusern ist. 

So funktioniert die Login-Allianz: Wer sich bei einer Schweizer Medienplattform informieren will, journalistische Inhalte konsumieren will, also etwa bei BLICK, 20 Minuten oder der NZZ, der soll sich künftig einmalig registrieren. Das ist gratis, dafür gibt der Nutzer Daten wie Namen, Postleitzahl oder das Geschlecht ein. Also Daten, die heute schon dutzendfach bei der WLAN-Anmeldung im Hotel, auf Social Media oder bei vielen Apps eingegeben werden müssen. Nach der Registrierung kann der Leser, die Userin auf den gewünschten Medien-Inhalt zugreifen. Die Daten unterliegen strengen Richtlinien des Datenschutzes. Das bringt die Login-Allianz den Benutzern: Die Userinnen und User würden so von einem besser auf sie zugeschnittenen Angebot profitieren können.

Weltweites Vorzeigeprojekt

Nun kommt der Clou: Die Medienhäuser horten den Datenschatz nicht mehr in eigenen Unternehmen. Die User-Daten fliessen in einen grossen Datentopf, den die Medienhäuser gemeinsam speisen. Damit verbessere sich Qualität und Quantität der Daten massiv, die die Verleger der Werbewirtschaft zur Verfügung stellen können, sagt Marc Walder (53), Konzernchef von Ringier: «Wir sind am Anfang, aber das könnte ein internationales Vorzeigeprojekt werden. Ich freue mich, dass alle Verlage und die SRG nun in die Arbeitsgruppen einsteigen.» Walder hat die Initiative in Luzern vorgestellt. 

Der Vorteil: Dank dem Datentopf ist ersichtlich, wer, wann, was auf welchem Gerät liest. Natürlich völlig anonym! Doch auch anonym sind diese Daten für die Werbewirtschaft Gold wert: Entsprechend sollten die Einnahmen für die Medienhäuser dank der Login-Allianz wieder steigen.

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