Jetzt ist auch noch der CEO weg
Das sind die grössten Salt-Baustellen

Salt-CEO Johan Andsjö ist per sofort weg. Beim Mobil-Anbieter rumort es gewaltig. Diese Probleme muss Salt in den Griff bekommen.
Publiziert: 07.12.2015 um 23:56 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 15:05 Uhr
Salt-Chef Johan Andsjö nimmt per sofort den Hut. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/LAURENT GILLIERON
Von Moritz Kaufmann

Mit dem neuen Namen sollte alles anders werden. Doch Salt, ehemals Orange, kommt nicht von der Vergangenheit los. Heute wurde bekannt, das Salt-CEO Johan Andsjö per sofort den Hut nimmt. Gründe wurden keine kommuniziert. Schon im Juni ging die Hälfte des Top-Managements. Die Firma kommt nicht zur Ruhe. Das sind die Probleme, die Salt in den Griff bekommen muss:

  • Imageproblem: «Auch wenn es nicht mehr so ist: Die Kunden haben das Gefühl, dass Salt und Sunrise eine weniger gute Netzabdeckung haben als Swisscom», sagt Felix Schneuwly, Kommunikationschef von Comparis. Zwar hat Salt bei der letzten Studie nur leicht schlechter abgeschnitten hat als die Konkurrenten Swisscom und Sunrise. Dennoch kämpft Salt noch immer mit dem Image aus Orange-Zeiten, wonach das Netz schlechter sei.
  • Eingleisig: «Das grösste Problem von Salt ist, dass er ein reiner Mobile-Anbieter ist», sagt Telekom-Experte Oliver Zadori von Dschungel-Kompass. Konsequenz: Salt kann keine Bundle-Angebote mit Festnetz oder Internet machen wie die Konkurrenten. Das schränkt Salt in seiner Handlungsfähigkeit ein.
  • Undurchsichtig: Im ersten Quartal legte Salt, beziehungsweise Orange, die Anzahl Kunden noch offen (2,17 Millionen). Seither tappt die Öffentlichkeit im Dunkeln, wie BLICK aufdeckte.  «Dass keine Kundenzahlen mehr veröffentlicht werden, kann zwei Dinge heissen. Entweder man verliert Marktanteile. Oder man gewinnt und will der Konkurrenz nicht offenlegen, wie viele», sagt Oliver Zadori. Gerüchten aus Analysten-Kreisen zufolge hat Salt mit der Neulancierung zwar Marktanteile in der Deutschschweiz gewonnen. In der Romandie aber, wo Orange traditionell stark war, sollen aber mindestens so viele Kunden verloren gegangen sein.
  • Internes Chaos: «Bei Salt herrscht ein Durcheinander in allen Bereichen, das nun auch nach aussen dringt», sagt Carlo Iellamo, Geschäftsführer des Telekomzentrums. Das sei schon länger der Fall. «Vor anderthalb Jahren stellte Salt/Orange auf ein neues IT-System um», erklärt Iellamo. Es folgte Kundenärger ohne Ende. Einigen wurde das Netz gesperrt, obwohl sie die Rechnung rechtzeitig zahlten. «Seither dreht die Firma in einer Negativ-Spirale», so Iellamo. Er hat Kontakt mit Salt-Mitarbeitern: «Man hört, dass es jeden Tag eine neue Überraschung gibt.»
  • Kundenzufriedenheit: Der neue Name sollte der Befreiungsschlag werden. Doch das gelang offensichtlich nicht: «Die Kritik der Konsumenten auf unserem Forum zeigt: Seit der Lancierung der Marke Salt hat sich die Kundenzufriedenheit nicht verbessert», sagt Comparis-Sprecher Schneuwly.
  • Zick-Zack-Kurs: Gross wurde der Salt-Pass beworben – eine Art GA fürs Handy, das man einmal jährlich zahlt. Teuer, daür bequem. Aber: «Der Salt Pass wurde nach nur drei Monaten stillschweigend wieder abgeschafft. Das ist schon ein Armutszeugnis», sagt Carlo Iellamo. Seither versucht Salt, mit tiefen Preisen zu punkten, wie das Eigentümer Xavier Niel in Frankreich erfolgreich tat. Doch das ist schwierig in der Schweiz. Die Kunden sind behäbig und weniger preissensitiv.

Laut den Experten riecht der Abgang von CEO Andsjö nach einem Konflikt mit dem neuen Eigentümer Xavier Niel. «Es wird interessant zu sehen, wer ihn ersetzt. Und was die neuen Massnahmen sein werden. Wahrscheinlich wird der Neue eher nach der Nase des Eigentümers tanzen», sagt Carlo Iellamo. Viel zu tun haben wird der neue Mr. Salt allemal.

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