Jetzt fehlt nur noch das grüne Licht
Erster Schweizer Fernbus steht in den Startlöchern

Der deutsche Fernbusriese Flixbus will vorerst kein nationales Fernbusnetz in der Schweiz aufbauen. Dafür steht der Schweizer Anbieter Domo Reisen in der Poleposition.
Publiziert: 22.02.2017 um 11:18 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:33 Uhr
Carparkplatz Sihlquai in Zürich: Seit ein paar Jahren verbindet Flixbus die Limmatstadt mit ausländischen Metropolen.
Foto: Ullstein Bild
Ulrich Rotzinger

Die Debatte um ein Fernbus-Angebot innerhalb der Schweiz kommt in Fahrt. Gegenwärtig berät das Bundesamt für Verkehr (BAV) über ein Konzessionsgesuch. Das Fernbus-Unternehmen Domo Reisen aus Glattbrugg ZH will mit dem «Swiss Express» als erstes Unternehmen Städte-Verbindungen quer durch die Schweiz anbieten (siehe Karte). «Erhalten wir die Bewilligung, nehmen wir den nationalen Fernbus-Betrieb mit dem Fahrplanwechsel im Dezember auf», sagt Domo-Vertreter Patrick Angehrn (40) zu BLICK.

Die Nervosität in der Schweiz ist gross: Die ÖV-Lobby warnte gestern im «St. Galler Tagblatt» vor einem Dammbruch bei den Fernbussen. Und einem unfairen Wettbewerb mit der Bahn. «Ausländische Fernbusse wären eine echte Bedrohung», sagt Ueli Stückelberger (47), Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr. 

Gemeint sind Fernbus-Anbieter wie der deutsche Monopolist Flixbus. Dieser verbindet bereits zu Schnäppchenpreisen Schweizer Städte mit dem Ausland. Damit nicht genug: Tags zuvor berichtete das SRF-Nachrichtenmagazin «10vor10», dass Flixbus die Gründung einer Tochtergesellschaft in der Schweiz prüfe. Dies, um wie Domo nationale Städte-Verbindungen anbieten zu können. 

Schweizer Flixbus-Tochter hat keine Priorität

Diese Pläne sind jedoch nicht neu. Von der Gründung einer Schweiz-Tochter sprach Flixbus-Chef André Schwämmlein (35) bereits Anfang Dezember im BLICK-Interview. Mittlerweile hat das Unternehmen diesen Plan entgegen dem «10vor10»-Bericht bereits auf Eis gelegt.

BLICK weiss: In Gesprächen machte das BAV dem deutschen Unternehmen klar, dass für Flixbus Schweizer Vorschriften gelten. Binnenanbieter müssten hiesige Löhne zahlen und Abos wie das Halbtax akzeptieren. Die Busse müssten rollstuhlgängig sein. Zu viel für Flixbus: die Verantwortlichen kamen zum Schluss, dass es derzeit zu aufwendig ist, diese Vorschriften umzusetzen. 

Flixbus-Sprecher Martin Mangiapia geht darauf nicht ein: «Sollten wir in Zukunft ein Inlandsnetz anbieten, würden wir eine Gesellschaft in der Schweiz gründen.»

Damit steht Domo in der Poleposition: «Jetzt haben wir die Chance, zusammen mit dem BAV und den ÖV-Vertretern ohne Flixbus-Druck ein Tarifsystem auszuarbeiten», sagt Angehrn. Gleichzeitig arbeite man am Ausbau der Busflotte mit behindertengerechten Fahrzeugen mit rollstuhlgängigen Toiletten.

«Wir sind zuversichtlich, dass wir die Konzession erhalten», sagt Angehrn. Mit grünem Licht vom BAV sei aber nicht vor Mitte Jahr zu rechnen. Ursprünglich erwartete Angehrn den Entscheid in den nächsten vier Wochen. Beim BAV will man sich zum «laufenden Verfahren» nicht äussern.

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