Foto: Sabine Wunderlin

Jetsetterin droht mit Wegzug nach Paraguay
Zürcher Steuerbehörden rücken Vera Dillier auf den Pelz

Vera Dillier zofft sich mit den Steuerbehörden – seit Jahren. Jetzt hat die Jetsetterin genug, droht mit dem Wegzug nach Paraguay. Der Grund für den Streit: der Lebensmittelpunkt. Für Dillier liegt der in St. Moritz, für die Steuerbehörden in Zürich.
Publiziert: 06.09.2019 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2019 um 08:11 Uhr
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In Zürich ist Vera Dillier ein gern gesehener Gast an vielen Events: Zum Beispiel am Kispi-Ball zugunsten des Kinderspitals ...
Foto: Thomas Meier
Christian Kolbe

Wenn sich Jetsetterin Vera Dillier (Alter geheim) in Rage redet, ist sie nur mit Mühe zu bremsen. Der Grund für ihre Wut: die Zürcher Steuerbehörden. Mit denen liegt sie seit Jahren im Clinch. Die Steuerbeamten wollen ihr vorschreiben, wo sie ihren Lebensmittelpunkt hat – nämlich in Zürich.

Für die Jetsetlady dagegen ist klar: Ihr Lebensmittelpunkt liegt in St. Moritz GR. Dort besitzt sie seit Jahrzehnten eine grosse Wohnung, dort hat sie ihre Steuern bereits bezahlt. «Es geht mir nicht ums Geld, sondern ums Prinzip. Jeder Mensch darf selber bestimmen, wo er wohnt und Steuern zahlt», sagt Dillier. Und zählt akribisch auf, wo sie ihre Nächte verbringt: 140 in St. Moritz, 120 im Ausland, die restlichen Nächte verbringe sie im Tessin oder in Zürich. 

Steuerbehörden wollen alles wissen

Dort nächtige sie jeweils in der Wohnung ihres Ex-Partners Felix Guyer in der Zürcher Altstadt. Auch als BLICK mit Dillier spricht, befindet sie sich gerade in Zürich – auf dem Weg zum Dermatologen. Diese Nächte bringen die Jetsetterin in die Bredouille. Denn die Zürcher Steuerbehörden glauben nicht, dass Dilliers Lebensmittelpunkt, wie von ihr angegeben, in St. Moritz liegt – sondern eben in Zürich. 

Das bestätigt ein rechtskräftiges Urteil des Steuerrekursgerichts des Kantons Zürich. In einem früheren Entscheid, der BLICK vorliegt, listen die Steuerbehörden, welche Ärzte Dillier in Zürich konsultierte, dass sie am Paradeplatz in der Apotheke war, oder dass sie im Gegensatz zu St. Moritz in Zürich ein Abo für ein Fitnessstudio hat. 

All das geht Dillier entschieden zu weit: «Das ist ein sehr tiefer Eingriff in meine Privatsphäre. Ich fühle mich persönlich angegriffen und beschmutzt.» Dilliers Problem: Sie wollte ihre Kreditkartenauszüge nicht als Beweismittel einreichen. Denn aus diesen ginge hervor, wo die Jetsetlady was eingekauft hat, Lebensmittel zum Beispiel oder Kleider. Wichtige Indizien für den Lebensmittelpunkt! «Ich gebe meine Kreditkartenauszüge niemanden», wehrt sich Dillier. «Es geht niemanden etwas an, wo ich meine Unterwäsche kaufe.» 

Viel Aufwand für wenig Geld

Um die Höhe der Steuern geht es bei diesem Streit nicht, sondern um das Steuerdomizil, also um den Ort, wo jemand seine Steuerpflicht zu erfüllen hat. Der effektive Steuerbetrag dürfte bei den Einkommens- und Vermögensverhältnissen von Vera Dillier in Zürich wie in St. Moritz ungefähr ähnlich ausfallen. 

In St. Moritz kennen viele Leute die Weltenbummlerin, mit den Steuerbehörden steht sie in regem Austausch. Klar ist, die Steuern, die Dillier für das Jahr 2015 im Bündner Nobelskiort bezahlt hat, werden ihr zurückerstattet. Wenn das Steueramt die Differenz zur Steuerrechnung aus Zürich ausgerechnet hat. 

St. Moritz hält sich an das Urteil des Zürcher Gerichts. Hannisepp Kalberer (61), Leiter Gemeindesteueramt St. Moritz, sagt aber auch: «Der steuerliche Konkurrenzkampf zwischen Kantonen und Gemeinden ist in den letzten Jahren giftiger geworden.» Er kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: «Oftmals rechnen sich Aufwand und Ertrag bei solch aufwendigen Steuerrecherchen nicht. Das ist teilweise Verhältnisblödsinn. Aber vor dem Gesetz müssen alle gleich behandelt werden.»

Ab nach Paraguay

Aufgrund des Steuergeheimnisses kann sich Zürich nicht im Detail zum konkreten Fall äussern. Roger Keller (61), Sprecher der Finanzdirektion des Kantons Zürich sagt: «Es geht um eine rein rechtliche Einzelfrage und dabei haben wir den Auftrag des Parlaments, genau hinzuschauen, unbesehen davon, wen es betrifft.» 

Der Auftrag des Parlaments ist Dillier egal, sie fühlt sich ungerecht behandelt. So stark, dass sie der Schweiz den Rücken kehren möchte: «Wenn ich nicht mehr in St. Moritz meine Steuern zahlen darf, dort wo ich lebe, dann wandere ich aus nach Paraguay.»

Das könnte durchaus passieren. Denn steuertechnisch steht der Lebensmittelpunkt von Vera Dillier erst fürs Jahr 2015 fest. Dasselbe Prozedere könnte sich für die nachfolgenden Jahre wiederholen. 

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