Japan revolutioniert Arbeitszeiten
Warum gibts die 4-Tage-Woche nicht bei uns?

In Japan wird die 4-Tage-Woche getestet. Theoretisch wäre das in der Schweiz möglich – praktisch weniger.
Publiziert: 02.09.2015 um 19:11 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:58 Uhr
Bei Uniqlo testen derzeit 10'000 Mitarbeiter freiwillig eine verkürzte Arbeitswoche.
Foto: Keystone

Der Kleider-Riese Uniqlo testet im Heimmarkt Japan die 4-Tage-Woche. Wer will, darf bei gleicher Anzahl Stunden einen Tag pro Woche weniger arbeiten. Konkret: 4-mal 10 statt 5-mal 8 Stunden.

Ginge das auch in der Schweiz? theoretisch schon, wie Thomas Geiser, Professor für Arbeitsrecht an der Uni St. Gallen sagt: «Die Arbeitszeit lässt sich ohne weiteres auf vier Tage in der Woche legen. Allerdings kommt es darauf an, wie lange insgesamt pro Woche gearbeitet werden soll.»

Das Gesetz äussere sich nicht klar, wie lange pro Tag gearbeitet werden darf. Je nach Lehrmeinung seien das 12,5 oder 13 Stunden. Eine 11-stündige Ruhezeit zwischen zwei Arbeitstagen sind Pflicht. Geiser: «Es von daher in jedem Fall möglich mit einer 4-Tage-Woche bis zu 50 Stunden pro Woche zu arbeiten.

Keine Option für die Schweiz

Doch die Branchenverbände wollen von einem solchen Modell nichts wissen. Beispiel Industrie: «Mehr Teilzeitstellen, Jobsharing und die Umsetzung von Jahresarbeitszeit wären zielführender, als eine gesamte Arbeitswoche in vier Tage zu packen», sagt Swissmem-Sprecher Ivo Zimmermann.

Beim Verkehrspersonal und im Tourismus klingts ähnlich. «Da es im Tourismus viele Spitzen gibt, müssen vor allem dann die Leute verfügbar sein», sagt Barbara Gisi vom Schweizerischen Tourismusverband.

Laut Peter Moor von der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) kämpft das Personal eher dafür, eine geregelte 5-Tage-Woche einzuhalten. Wichtig sei, «dass die Präsenzzeit am einzelnen Arbeitstag nicht über zehn Stunden liegt, was aufgrund der Verkehrsspitzen am Morgen und Abend nicht selbstverständlich ist».

Sogar die Gewerkschaft Unia sieht «im japanischen Modell keinen zukunftsträchtigen Weg», wie Sprecher Pepo Hofstetter sagt: «In der Schweiz sind die Arbeitszeiten generell lang und der Arbeitsdruck hoch. Aus Gründen des Gesundheitsschutzes sollten die Arbeitstage nicht noch länger werden. Zehn Stunden pro Tag sind in vielen Berufen zu lange und laugen die Arbeitnehmenden aus.»

Flexible Novartis-Mitarbeiter

Und die Pharmabranche scheint bereits einen Schritt weiter zu sein. Bei Novartis gilt für alle Festangestellten, die nicht im Schichtbetrieb arbeiten, ein flexibles Arbeitszeitsystem auf der Basis einer 40-Stunden-Woche.

«Die Arbeitsleistung soll in der Regel an fünf Arbeitstagen im Tageszeitraum zwischen 6 und 20 Uhr erbracht werden», erklärt Sara Käch, Sprecherin des Verbands Interpharma. Während dieser Zeit könne jeder Mitarbeitende mehr oder weniger selbst entscheiden, wann und wie lange er arbeitet.

«Eine starre 4-Tage-Woche würde weder den Bedürfnissen der Mitarbeitenden noch jenen der Unternehmen Rechnung tragen», sagt Käch.

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