Cartier, IWC, Piaget: Diese Marken kennt fast jeder, doch das Unternehmen dahinter ist nur wenigen ein Begriff. Dabei ist Richemont einer der grössten Uhren- und Luxusgüterkonzerne der Welt. An der Börse ist die von der südafrikanischen Familie Rupert kontrollierte Firma rund 40 Milliarden Franken wert – mehr als doppelt so viel wie die Swatch Group.
Doch die Krise der Uhrenindustrie bekommt auch Richemont zu spüren. Im Sommerhalbjahr 2016 hat sich der Gewinn halbiert, die Verkäufe schrumpften um 13 Prozent. CEO Richard Lepeu (64) wird in Pension geschickt.
Nun soll IWC-Chef Georges Kern (51) den Laden wieder in Schwung bringen. Der Schweizer mit deutschen Wurzeln wird Chef der globalen Uhrensparte von Richemont.
In zehn Jahren den Umsatz verachtfacht
Kern steigt damit in die oberste Liga der Uhrenmanager auf. Er ist künftig mindestens auf Augenhöhe mit Branchenlegende Jean-Claude Biver (67), der bei Marktführer LVMH das Uhrengeschäft führt.
Das Portfolio von Kern ist allerdings dreimal grösser als jenes von Biver und umfasst elf Marken – von A. Lange & Söhne bis zu Vacheron Constantin. Auch für IWC bleibt Kern verantwortlich.
Kern soll auf Gruppenstufe das Kunststück wiederholen, das ihm bei IWC gelang: In seinen zehn Jahren in Schaffhausen hat sich der Umsatz fast verachtfacht. IWC gehört zu den stärksten Marken im gehobenen Segment.
Hollywood trägt seine Uhren
Eines der Erfolgsrezepte Kerns war der grossflächige Einsatz von Hollywood-Stars. Robert De Niro, Cate Blanchett oder Uma Thurman posierten schon für ihn. Der beste Verkäufer ist aber Kevin Spacey: In jedem Vorspann der US-Serie «House of Cards» hält er seine IWC in die Kamera. Auch Sportstars wie Fabian Cancellara und Lewis Hamilton holte Kern zu IWC.
In seinem neuen Job zieht Kern auch in den Verwaltungsrat bei Richemont ein. Das Gremium wird komplett umgebaut. Die alte Garde wird in einen Beirat ausgelagert.
Rupert kehrt ins Tagesgeschäft zurück
Starker Mann bleibt Johann Rupert (66). Vor zwei Jahren zog er sich für ein Jahr aus dem Geschäft zurück. In der Krise kehrt er zurück. Für den abtretenden CEO Lepeu hat er bislang keinen Ersatz angekündigt. Rupert selbst dürfte die Geschäfte in die Hand nehmen. Kern wird sein wichtigster Mann.