Ist das nur der Auftakt der Strafverfolgung?
Russischer Oppositioneller Ilja Jaschin zu 15 Tagen Haft verurteilt

Der russische Oppositionelle Ilja Jaschin wurde in Moskau zu 15 Tagen Haft verurteilt. Er soll sich einer Festnahme widersetzt haben, Jaschin bestreitet den Vorwurf allerdings.
Publiziert: 28.06.2022 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2022 um 18:24 Uhr
Ilja Jaschin bei einer Gerichtsanhörung im August 2019 in Moskau. Nun wurde er zu 15 Tagen Haft verurteilt.
Foto: ALEXANDER NEMENOV

Ein russisches Gericht hat den prominenten Oppositionspolitiker Ilja Jaschin (38) zu 15 Tagen Haft verurteilt. Ihm wurde vom Gericht in Moskau am Dienstag Ungehorsam gegen Polizeibeamte vorgeworfen, weil er sich seiner Festnahme widersetzt haben soll. Der Oppositionelle wies den Vorwurf zurück. Er schrieb im Messengerdienst Telegram, dass er vermutlich wegen seiner Kritik an Präsident Wladimir Putin und der russischen Offensive in der Ukraine «eingeschüchtert oder aus dem Land getrieben werden soll».

Jaschin ist einer der letzten bekannten Oppositionellen, die noch in Russland leben und nicht inhaftiert waren. Er wurde am Montag bei einem gemeinsamen Spaziergang mit der mit ihm befreundete Journalistin Irina Bablojan in einem Moskauer Park festgenommen, wie diese auf Telegram berichtete. Angaben, wonach Jaschin die Polizisten bei der Festnahme beschimpft haben soll, wies Bablojan zurück. «Das ist nicht wahr», schrieb sie auf Telegram.

Ist Haft nur Auftakt von Strafverfolgung?

Jaschin wurde in Russland vor allem während der Protestbewegung gegen den Kreml in den Jahren 2011 bis 2012 bekannt. Er stand dem Kreml-Kritiker Alexej Nawalny, der zurzeit eine neunjährige Haftstrafe verbüsst, sowie dem 2015 ermordeten Boris Nemzow nahe. Heute ist er Kommunalabgeordneter in einem Moskauer Stadtbezirk.

Auf Telegram äusserte Jaschin die Befürchtung, die 15-tägige Haft könnte nur der Auftakt zu weiterer Strafverfolgung sein. Dabei wies er auf das Schicksal des bekannten Kreml-Kritikers Wladimir Kara-Mursa hin, der im April zunächst ebenfalls wegen «Ungehorsams gegen Polizeibeamte» zu 15 Tagen Haft verurteilt wurde. Kurz darauf wurde Kara-Mursa der Verbreitung von Falschinformationen über das russische Militär beschuldigt, ihm drohen damit bis zu 15 Jahre Haft. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Seit der Militäroffensive gegen die Ukraine hat die Repressionen gegen Regierungskritiker und unabhängige Medien in Russland zugenommen. Einem neuen Gesetz zufolge drohen bei Kritik an der Offensive bis zu 15 Jahre Haft. (AFP/chs)

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