Im Freiburger Sensebezirk, genauer in Flamatt, ist die Firma Comet zu Hause – Spezialist für leistungsfähigste Röntgentechnik mit 1350 Angestellten, 500 davon in der Schweiz. Um die Zukunft der Firma ist ein wüster Streit entbrannt. Verwaltungsrat und Investoren bekämpfen einander öffentlich.
Die Ausgangslage: Comet-VR-Präsident Hans Hess (64) tritt ab – er ist auch Präsident des Industrieverbands Swissmem. Die Kapitalgesellschaft Veraison ist unzufrieden mit dem Vorschlag für dessen Nachfolge und portiert einen eigenen Kandidaten – Kampfwahl!
Veraison wird vom US-Stimmrechtsberater ISS unterstützt; der Comet-Verwaltungsrat von der Sammelstiftung Ethos. Erstmals redet jetzt Comet-VR-Mitglied Gian-Luca Bona (62) über die bevorstehende Kampfwahl.
Herr Bona, Sie sind ETH-Professor und CEO der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. Plötzlich finden Sie sich in einem wüsten Streit wieder. Was ist passiert?
Luca Bona: Ich bin im Verwaltungsrat von Comet. Das ist eine Schweizer Hightech-Perle. Wobei ich eigentlich in erster Linie für die technologische Seite zuständig bin.
Das Problem: Um die Nachfolge von Comet-Präsident Hans Hess gibts ein Riesengerangel!
Wir sind die Nachfolge frühzeitig angegangen, haben über 40 Kandidaten angeschaut – und den besten ausgewählt. Jetzt kommen aber aktivistische Investoren und wollen ihren eigenen Kandidaten einpflanzen.
Ist das so schlimm?
Es ist das Recht jedes Aktionärs, seine Meinung zu äussern. Bloss sind wir hier anderer Ansicht. Diese Investoren wollen der Firma über einen Präsidenten ihrer Wahl eine neue Strategie aufdrücken. Im Raum steht die Aufspaltung respektive ein Verkauf von Firmenteilen.
Was ist Ihre Strategie dagegen?
Wir haben handwerklich wie wissenschaftlich Topleute mit einer gemeinsamen technologischen Basis. Wir haben in Flamatt 90 Millionen Franken in Hightech-Anlagen investiert. Vor allem auch in die Digitalisierung. Es ist ein Riesenvorteil, wenn man alles unter einem Dach entwickeln kann. Unsere verschiedenen Bereiche sichern sich im Markt gegenseitig ab.
Der Comet-Aktienkurs stieg bis Ende 2017, brach dann plötzlich ein ...
Das ist uns bewusst. Aber im Industriebereich gibt es Zyklen. Unsere Strategie ist auf Langfristigkeit ausgelegt und nicht nur auf zwei Jahre. Unser Kandidat ist 54 Jahre alt, derjenige der aktivistischen Investoren 67 ...
Dabei hat Comet eine Altersgrenze von 70.
Genau! Unser Kandidat kann daher wirklich langfristig arbeiten. Was auch im Interesse des Werkplatzes Schweiz ist.
Ihr Gegenspieler ist die Zürcher Kapitalgesellschaft Veraison. Ebenfalls ein Schweizer Unternehmen. Es will Gewinn machen.
Ich bin viel im Ausland unterwegs. Unsere Technologien sind dort enorm gefragt. Asiatische und vor allem chinesische Firmen warten nur auf so eine Kaufgelegenheit. Die würden unser Röntgen-Geschäft mit Handkuss übernehmen. Die Gefahr ist gross, dass wir ihnen wegen solcher Streitereien unser Silberbesteck auf dem Präsentierteller darbieten.
Gehts Ihnen nur um Know-how oder auch um Jobs?
Zuerst ums Know-how. Der Werkplatz Schweiz lebt von unseren Kompetenzen. Aber klar: Wenn eine Technologie erst mal weg ist, sind auch die Jobs weg.
Malen Sie da nicht zu schwarz?
Das ist durchaus realistisch. Seien Sie sich bewusst: Die chinesischen Universitäten spucken jedes Jahr eine riesige Anzahl von toll ausgebildeten Chemikern und Physikern aus. Die warten nur darauf, sich unser Wissen anzueignen.
Reden Sie jetzt für Comet oder für den Werkplatz Schweiz?
Für beides! Comet ist ein Beispiel, was heute bei vielen kleineren Firmen passiert. Wir haben heute folgende Situation: Unserer Wirtschaft geht es gut, aber global gesehen gibt es viele Risiken. Das stehen wir nur durch, wenn wir kühlen Kopf bewahren und uns auf unsere Stärken konzentrieren.
Reden Sie denn nicht mit Ihren aufmüpfigen Investoren?
Natürlich! Der Verwaltungsrat hat viele Gespräche geführt. Bisher leider erfolglos.
Sind diese Investoren Heuschrecken?
Das haben Sie gesagt. Ich masse mir dazu kein Urteil an.
Generalversammlung ist am 25. April im Berner Stade de Suisse. Comet hat ein sehr vielfältiges Aktionariat. Es wird also eng.
Die Aktionäre werden entscheiden. Ich bin überzeugt, dass sich am Ende die besten Argumente durchsetzen. Und wir haben gute Argumente.
Und wenn nicht, treten Sie zurück ...
Sollte ich wiedergewählt werden, werde ich diesen Auftrag der Aktionäre selbstverständlich wahrnehmen.