Samih Sawiris (67) weiss genau, wie er die Bevölkerung am Wickel hat: übers Portemonnaie! Am Schluss der Medienkonferenz über die Zukunft des Isleten-Projekts am Urnersee rechnete der Ägypter kurz vor: «Die Alternative zu meinem Projekt dürfte den Steuerzahler 30 bis 40 Millionen Franken kosten, dazu käme noch der jährliche Unterhalt einer grünen Wiese.»
Denn sollte Sawiris' Projekt doch noch scheitern, bliebe dem Kanton wohl nur der Rückkauf des Geländes – oder aber der Ägypter würde das gesamte Grundstück «als riesigen Privatgarten mit Villa» nutzen, ohne Zugang für die Bevölkerung zum See und dem Delta des Isithaler Bachs. Portemonnaie oder gar keinen Zugang – beides dürfte der Urner Stimmbevölkerung gar nicht schmecken, die voraussichtlich im November über die Initiative «Isleten für alle» abstimmen wird.
Ein Drittel kleiner
Deshalb liest sich die «Projektidee 2024» für das Gebiet an der Isleten wie ein indirekter Gegenvorschlag zur Initiative. Die Fläche des Marina-Projekts am Urnersee wird um ein Drittel auf noch 37'000 Quadratmeter reduziert, die Hafenanlage gar um die Hälfte. Zudem wird der Hafen nicht in den See hinaus gebaut, sondern die bestehende Hafenanlage im Innern der Halbinsel genutzt.
Damit gebe es mehr Platz für Renaturierungen sowie Bade- und Wassersportmöglichkeiten. Zudem soll das ganze Gelände, also auch die Hotelanlagen und der Platz zwischen den Mehrfamilienhäusern und den Bungalows für die Bevölkerung frei zugänglich sein.
Mehr Abspecken geht nicht
Die Isleten war früher ein bedeutender Industriestandort. Über hundert Jahre lang wurde dort auf dem Areal der Cheddite Sprengstoff hergestellt, unter anderem für den Bau des Gotthardbahn-Scheiteltunnels. Sawiris, der schon das Resort in Andermatt UR realisierte, hatte mit seinem Projekt einen Teil der Urner Bevölkerung gegen sich aufgebracht. Die Kritik ist nun in die neue Projektidee eingeflossen.
Rund 150 Millionen Franken will Sawiris in die Aufwertung des ehemaligen Industriegeländes stecken. Dazu sollen noch rund 80 Millionen Franken von Banken kommen. Allerdings machte er auch unmissverständlich klar: Mehr Abspecken liegt nicht drin! «Jetzt gibt es nichts mehr zu reduzieren, da sonst die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist», erklärte der Investor an der Medienkonferenz.
Versöhnliche Töne
Aber eigentlich ist er nicht auf Konfrontation mit der Bevölkerung aus. «Ich würde mich sehr freuen, wenn es jetzt klappt und die Bevölkerung das Projekt begrüsst», so Sawiris. «Es macht mir keine Freude, ein Projekt gegen den Willen einer Minderheit durchzusetzen.» Er hoffe, dass es nun bei allen Akzeptanz finde. «Mit der vorliegenden Variante bin ich sehr, sehr zufrieden.»
Zudem rief Sawiris die Bevölkerung auf, sich weiter mit Ideen und auch Kritik einzubringen. Wann der Spatenstich erfolgen könnte, ist völlig offen. Auch hier zeigt sich der Ägypter lernfähig: «Nach so vielen Jahren in der Schweiz habe ich gelernt, diese Frage nicht zu stellen. Ich könnte bereits morgen starten, aber ich bin von Natur aus sehr geduldig.»