BLICK: Herr Baur, nach dem Abbau des Poststellennetzes halbiert die Post nun die Zahl der Filialleiter. Was kommt als Nächstes?
Thomas Baur: Wir bauen das Postnetz um und nicht ab. Wenn eine Postfiliale geschlossen wird, geht dafür beispielsweise eine Poststelle in einem Dorfladen auf, die dann längere Öffnungszeiten hat. Und weil in der neuen Organisation den Teamleitern immer noch ein Stellvertreter zur Seite gestellt wird, bleibt die Zahl der Führungskräfte gleich. Aber ja, es gibt weitere Neuerungen: Wir machen unsere Leute fit für die digitale Zukunft. Neu sollen die Filialmitarbeiter den Kunden an einem Laptop erklären können, welche Möglichkeiten es online gibt.
Aber die Filialleiter müssen sich alle neu bewerben. Wieso, kennen Sie Ihre Leute denn nicht?
Manchmal kennt man sich zu gut und nimmt dann den Bekannten statt des Besseren. Genau das will ich verhindern. Es sollen alle die gleich faire Chance haben. Bislang führen Filialleiter oft nur zwei bis drei Leute, neu aber 15. Das Team trägt die Verantwortung für mehrere Filialen und andere Postzugänge im Gebiet – also zum Beispiel auch für diejenigen in den Dorfläden, Geschäftskundenschalter oder Mypost24-Automaten. Zudem sollen sie künftig eigene Entscheidungen treffen und nicht mehr die Zentrale in Bern entscheiden. Dafür braucht man zum Teil andere Kompetenzen.
Experten kritisieren, dass man die Loyalität zum Arbeitgeber kaum effektiver selbst untergraben könne.
Das glaube ich nicht. Auch bei der Postzustellung haben wir den Teams mehr Verantwortung gegeben, und das haben wir auch in den Pilotteams für dieses Projekt gemacht. Niemand will zur alten Struktur zurück. Neu sollen die Teamleiter in ihrem unternehmerischen Freiraum zum Beispiel selber sagen können: «Ich möchte mehr Bücher in der Filiale, weil diese gut laufen, aber weniger Geburtstagskarten.» Heute wird ohne Rücksicht darauf, von welchem Produkt man mehr verkaufen könnte, einfach nachgeliefert.
Aber langjährige Filialleiter müssen mit einer Lohneinbusse rechnen.
Es gibt Gewinner und Verlierer, das stimmt. Heute sind 10 Prozent der Filialleiter in der Lohnklasse 8 eingestuft. Die meisten haben aber Lohnklasse 7 und rund 20 Prozent Lohnklasse 6 – und alle machen dieselbe Arbeit. Ist das gerecht? Ich finde nicht. Die Teamleiter sind neu alle in der Stufe 7 und die Stellvertreter eine Stufe darunter. Für diejenigen, die bis anhin den Stufe-8-Lohn hatten, suchen wir mit den Sozialpartnern eine Dämpfung des Lohnausfalls via Sozialplan. Wer aber in Lohnklasse 6 war, profitiert als Teamleiter.
Das klingt, als ob Sie damit Geld sparen könnten.
Das ist sicher kein Sparprojekt. Wie ich vorhin aufgezeigt habe, ist es ein Führungsprojekt. Wir investieren in unsere Mitarbeiter und bauen ja auch keine Stellen ab. Jeder, der nicht als Teamleiter oder dessen Stellvertreter arbeiten kann, darf als Kundenberater weitermachen. Wenn jemand das nicht möchte, dann – das sage ich ehrlich – dann kann es im Einzelfall zu Kündigungen kommen, aber ich möchte jede einzelne vermeiden.