BLICK: Der Dieselskandal ist in aller Munde. Wie ist die Situation in der Schweiz?
François Launaz: Die Überschreitung der Stickoxid-Grenzwerte in einigen deutschen Grossstädten ist ein Verstoss gegen das EU-Recht. In der Schweiz liegt die Stickoxid-Belastung in Städten deutlich tiefer, wie Messungen des Bundesamts für Umwelt zeigen. Deshalb haben wir diese Problematik nicht und müssen auch keine drastischen Massnahmen wie Fahrverbote in Betracht ziehen.
Was erwarten Sie von unserer Regierung?
Wir sollten es in der Schweiz vermeiden, mit Aktionismus die Situation noch zu verschlimmern. Astra-Direktor Jürg Röthlisberger hat in einem Interview bestätigt, dass dies nicht seine Absicht ist.
François Launaz (62) war über 20 Jahre als Manager bei Honda Suisse in Genf und präsidiert seit 2014 die Importeurs-Vereinigung Auto Schweiz in Bern. Der Verband Auto Schweiz setzt sich für die Interessen seiner Mitglieder auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene ein.
François Launaz (62) war über 20 Jahre als Manager bei Honda Suisse in Genf und präsidiert seit 2014 die Importeurs-Vereinigung Auto Schweiz in Bern. Der Verband Auto Schweiz setzt sich für die Interessen seiner Mitglieder auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene ein.
Was plant Auto Schweiz?
Die von deutschen und anderen Herstellern angekündigten technischen Lösungen werden auch in der Schweiz umgesetzt. Gleichzeitig prüfen viele unserer Mitglieder, ob sie bei uns angepasste Verkaufsunterstützungen für den Umstieg von alten Diesel-Autos auf moderne Fahrzeuge anbieten können. Oder tun dies bereits.
Wie viele Autos sind bei uns von einer Umrüstaktion betroffen?
Es sind einige hunderttausend Diesel-Fahrzeuge mit Euro 5 und 6 immatrikuliert. Davon müssen aber längst nicht alle umgerüstet werden. Einige Modelle unterbieten bereits heute die Abgasnorm Euro 6c, die ab 1. September für Typengenehmigungen gilt. Damit wird das Stickoxid-Problem gelöst, genauso wie es beim Feinstaub gelungen ist.
Man hört immer nur von deutschen Herstellern. Was ist mit allen anderen Anbietern?
Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen. Gefragt sind verlässliche Testresultate, keine Vermutungen.
Die Autokäufer sind verunsichert. Wie will Ihre Branche den Imageverlust korrigieren?
Wir müssen unsere Kunden noch stärker für ihre Mobilitätsbedürfnisse beraten. Wie lange ist der Arbeitsweg? Gibts Lademöglichkeiten für einen Plug-in-Hybrid oder ein E-Auto? Muss es wirklich der grosse Diesel für ein bis zwei Ferienfahrten pro Jahr sein? Hier müssen wir noch mehr Aufklärungsarbeit leisten. Vor allem müssen wir technische Lösungen für technische Probleme finden und nicht Technik und Politik vermischen. Was in Deutschland passiert, ist auch ein politisches Problem, befeuert durch die anstehende Bundestagswahl. Da kommen populistische Forderungen, die nichts mit der Realität zu tun haben und nichts zur Lösung des technischen Problems beitragen. Deshalb müssen wir in der Schweiz unseren besonnenen und erfolgreichen Weg weitergehen.
Könnten die Schweizer Importeure ohne Diesel die immer strengeren CO2-Vorschriften erfüllen?
Eigentlich unmöglich, ohne Diesel geht’s nicht. Durch den niedrigeren Verbrauch ist der Diesel zum Erreichen kommender CO2-Ziele ab 2020 unerlässlich. Ohne den Selbstzünder werden die Klima-Ziele von Paris nicht zu schaffen sein. Weniger Diesel bedeutet höhere CO2-Emissionen – ein klassischer Zielkonflikt. Wir brauchen saubere Diesellösungen, um die CO2-Vorgaben zu erreichen.
Der Dieselskandal erschüttert das Image der Automarken und des Antriebs insgesamt. BLICK beantwortet fünf aktuelle Fragen, die sich derzeit viele Dieselautofahrer stellen.
1. Kommt eine Diesel-Schrottprämie?
Ja, bei den Hauptplayern des Diesel- und Kartellskandals auf breiter Front. In Deutschland zahlt VW beim Tausch eines EU1- bis EU4- gegen EU-6-Diesel bis zu 10'000 Euro. In der Schweiz wird die Amag nächsten Monat für alle VW-Marken nachziehen. Mercedes gibt 2200 Franken und BMW 2000 Franken. Nichts planen z.B. Ford, Opel, Renault oder Toyota.
2. Gibts Schadensersatz à la USA?
Unwahrscheinlich. Freiwillig zahlen die Autobauer nicht. In Amerika wird gezahlt, weil dort Strafschadensersatz (über den tatsächlichen Schaden gehende Zahlungen) droht. Ebenso wie Sammelklagen gibts das bei uns nicht, womit der Druck fehlt. Es bleibt der Gang zum Anwalt, aber der Nachweis eines konkreten Schadens dürfte derzeit noch schwierig sein.
3. Verliert mein Diesel nun an Wert?
Jein. Der Wertverlust ist viel weniger dramatisch als oft dargestellt. Zwar sind Preise auch wegen Skandal und sinkender Occasions- wie Neuwagen-Dieselnachfrage unter Druck – aber halt auch durch Marktgesetze. Beispiel: Der zuvor gestiegene Dieselanteil bei neuen Autos bringt mehr Dieseloccasionen. Die Nachrüstung dürfte zur Stabilisierung beitragen.
4. Drohen uns Diesel-Fahrverbote?
Kaum. In Deutschland etwa könnte es drohen, denn überschrittene Grenzwerte zwingen mehrere Dutzend Städte rechtlich zum Handeln. Doch ähnlich dicht besiedelte Schweizer Gebiete sind schlicht sauberer, und weil Fahrverbote Dieselskandal-Betroffene zusätzlich träfen, winken Bund und Parteien von links bis rechts bei uns trotz einzelner Vorstösse ab.
5. Verschwinden Dieselautos jetzt?
Nein. Im Dieselskandal geht unter, dass Diesel nicht gleich Diesel ist und die Verbrauchs- und CO2-Werte günstig sind. Mit effizienter Abgasreinigung bleibt der Diesel interessant. Jedoch wird der Skandal den Trend beschleunigen, dass Diesel wegen der teuren Abgasreinigung aus günstigen Autos verschwinden und mehr Hybrid kommen.
Der Dieselskandal erschüttert das Image der Automarken und des Antriebs insgesamt. BLICK beantwortet fünf aktuelle Fragen, die sich derzeit viele Dieselautofahrer stellen.
1. Kommt eine Diesel-Schrottprämie?
Ja, bei den Hauptplayern des Diesel- und Kartellskandals auf breiter Front. In Deutschland zahlt VW beim Tausch eines EU1- bis EU4- gegen EU-6-Diesel bis zu 10'000 Euro. In der Schweiz wird die Amag nächsten Monat für alle VW-Marken nachziehen. Mercedes gibt 2200 Franken und BMW 2000 Franken. Nichts planen z.B. Ford, Opel, Renault oder Toyota.
2. Gibts Schadensersatz à la USA?
Unwahrscheinlich. Freiwillig zahlen die Autobauer nicht. In Amerika wird gezahlt, weil dort Strafschadensersatz (über den tatsächlichen Schaden gehende Zahlungen) droht. Ebenso wie Sammelklagen gibts das bei uns nicht, womit der Druck fehlt. Es bleibt der Gang zum Anwalt, aber der Nachweis eines konkreten Schadens dürfte derzeit noch schwierig sein.
3. Verliert mein Diesel nun an Wert?
Jein. Der Wertverlust ist viel weniger dramatisch als oft dargestellt. Zwar sind Preise auch wegen Skandal und sinkender Occasions- wie Neuwagen-Dieselnachfrage unter Druck – aber halt auch durch Marktgesetze. Beispiel: Der zuvor gestiegene Dieselanteil bei neuen Autos bringt mehr Dieseloccasionen. Die Nachrüstung dürfte zur Stabilisierung beitragen.
4. Drohen uns Diesel-Fahrverbote?
Kaum. In Deutschland etwa könnte es drohen, denn überschrittene Grenzwerte zwingen mehrere Dutzend Städte rechtlich zum Handeln. Doch ähnlich dicht besiedelte Schweizer Gebiete sind schlicht sauberer, und weil Fahrverbote Dieselskandal-Betroffene zusätzlich träfen, winken Bund und Parteien von links bis rechts bei uns trotz einzelner Vorstösse ab.
5. Verschwinden Dieselautos jetzt?
Nein. Im Dieselskandal geht unter, dass Diesel nicht gleich Diesel ist und die Verbrauchs- und CO2-Werte günstig sind. Mit effizienter Abgasreinigung bleibt der Diesel interessant. Jedoch wird der Skandal den Trend beschleunigen, dass Diesel wegen der teuren Abgasreinigung aus günstigen Autos verschwinden und mehr Hybrid kommen.