Käufer Verizon sichert sich damit einen relativ günstigen Deal, wie er am Montag mitteilte. Denn Analysten hatten den Wert der Internet- und E-Mail-Sparte von Yahoo zuletzt auf sechs bis acht Milliarden Dollar geschätzt.
Verizon hatte als der aussichtsreichste Bewerber gegolten. Insidern zufolge hatten sich auch der Telekom-Konzern AT&T sowie einige milliardenschwere Investoren für Yahoo interessiert. Den ebenfalls gefallenen Internet-Pionier AOL hatte Verizon 2015 geschluckt.
Verizon will Yahoo nun mit AOL zusammenlegen, um bei der Online-Werbung Google und Facebook besser konkurrenzieren zu können. In der alten Yahoo-Gesellschaft bleiben die Beteiligungen an der chinesischen Online-Plattform Alibaba und Yahoo Japan. Diese waren zuletzt viel mehr wert als das angestammte Yahoo-Internetgeschäft.
Als Yahoo vor über 20 Jahren gegründet wurde, waren Google und Facebook noch nicht einmal in Planung. Das World Wide Web war 1994 so jung, dass man die Seiten wie in einem Telefonbuch nach Themen ordnen konnte.
Die Stanford-Studenten Jerry Yang und David Filo machten genau das mit «Jerry und Davids Wegweiser für das World Wide Web». Wenig später änderten sie den Namen in Yahoo, eine augenzwinkernde Abkürzung für «Yet Another Hierarchically Organized Oracle» (Noch ein hierarchisch geordnetes Orakel).
Die Idee kam an. Yahoo wurde für viele Nutzer zur Startseite auf ihrem Weg ins Netz. Doch das Web wurde schnell zu gross für diese Art der Katalogisierung. Damit schlug die Stunde von Internet-Suchmaschinen wie Google, die Inhalte selbst erfassen und und nach einem Algorithmus sortieren.
Yahoo versuchte sich zwar auch in diesem Geschäft, konnte jedoch - wie allerdings alle anderen auch - nicht mit Google mithalten. Yang selbst empfahl den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin einst, ihre eigene Firma zu gründen statt weiter zu versuchen, ihre Such-Formel zu verkaufen.
Jahre später nahm der damalige Yahoo-Chef Terry Semel noch einen Anlauf, Google für bis zu drei Milliarden Dollar zu kaufen. Doch die inzwischen reiferen Gründer liessen ihn abblitzen. 2006 bot Semel auch einem jungen Mann Anfang 20 namens Zuckerberg eine Milliarde Dollar für dessen aufstrebendes Online-Netzwerk.
Doch Mark Zuckerberg überzeugte seine Investoren, dass Facebook mit ihm an der Spitze viel mehr erreichen würde. Heute liegt Yahoo weit abgeschlagen hinter Google und Facebook im Geschäft mit Online-Werbung, trotz Hunderter Millionen Nutzer in seinen Diensten wie E-Mail oder News.
Mehrere Chefs versuchten ohne Erfolg, das Steuer herumzureissen. Zuletzt kam vor vier Jahren Marissa Mayer, und sie schien einen klaren Plan zu haben. Sie wollte mit einem üppigeren Medienangebot mehr Nutzer anlocken, damit das Werbegeschäft wächst.
Zusätzlich investierte Mayer in die Rückkehr zu einem eigenen Suchmaschinen-Geschäft: Unter ihren Vorgängern hatte Yahoo die eigenen Algorithmen eingestampft und die Arbeit an Microsoft ausgelagert. Um jüngere Nutzer zu gewinnen, kaufte sie für eine Milliarde Dollar die Blogplattform Tumblr.
Doch die Rechnung ging nicht auf. Die Online-Werbung wanderte weiterhin vor allem zu Google und Facebook, das Mediengeschäft wurde inzwischen wieder eingedampft. Auch Tumblr zündete nicht. Rund zwei Drittel des Kaufpreises in der Bilanz fielen Wertberichtigungen zum Opfer.
Yahoo-Chefin Mayer erklärte, sie wolle nach dem Verkauf an Verizon im Unternehmen bleiben. Nach bisherigen Informationen könnte sie bis zu 55 Millionen Dollar erhalten, wenn sie nach einer Übernahme von Yahoo ihren Job verlieren sollte.