In Zeiten von WhatsApp und E-Mail sind handgeschriebene Briefe selten geworden. Aber auch symbolisch bedeutsam! Man schickt sie nur an besonders wichtige Menschen. Die Schweizerische Post will sich das zunutze machen. Sie arbeitet, wie Post-Kommunikationschefin Léa Wertheimer bestätigt, an einem Handschrift-Roboter.
«Die Post testet laufend neue technische Möglichkeiten, damit Mailings ihrer Geschäftskunden noch stärker Beachtung beim Empfänger finden», sagt Wertheimer. Der Roboter wird im Herbst einen Testversuch durchlaufen. Das Ziel: Karten, Briefe oder Umschläge mit Tinte so zu beschriften, als stammten sie von Menschenhand.
Nur für Massenversand
Wer nun hofft, das mühsame Verfassen von persönlichen Briefen künftig dem Computer überlassen zu können, freut sich zu früh. Der Roboter ist einzig für den Massenversand gedacht. Auch der äusserst beliebte Dienst PostCard Creator, der Postkarten mit eigenen Fotos verschickt, wird nicht durch den Handschrift-Roboter aufgepeppt. Der soll ausschliesslich für Geschäftskunden zum Einsatz kommen.
Sara Stalder: «Post verliert Auftrag aus den Augen»
Konsumentenschützerin Sara Stalder (49) nervt das: «Die Post verliert ihren Auftrag aus den Augen.» Statt Innovationen zu fördern, die der Allgemeinheit etwas bringen, wandele sich die Firma «vom Service-public-Unternehmen zu einer Plattform für Marketing- und Werbeangebote». Vor allem aber sucht Post-Chefin Susanne Ruoff (58) nach Wegen, das seit Jahren schrumpfende Briefgeschäft aufzufangen. 2016 wurden 3,8 Prozent weniger Briefe verschickt als im Jahr zuvor. Mehr Geschäftsbriefe könnten den Verlust wettmachen – ob handgeschrieben oder nicht.