Eine kurze Recherche im Internet genügt, um zu erkennen: Programmierkurse für Kinder erleben derzeit einen Boom. Schon für Siebenjährige können Eltern, die nicht wollen, dass ihre Kinder digital den Anschluss verlieren, Kurse buchen. Die Firma Kidscode bietet Kurse an, in denen Erstklässler die Grundlagen des Programmierens erlernen. Zehnjährigen wird gar schon beigebracht, wie man eigene Apps programmiert. Macht das Sinn?
«Grundsätzlich kann Programmieren schon im Kindergarten gelehrt werden», sagt Jodok Vieli (24) von der Zürcher Schule Learning Culture. «Es geht darum, spielerisch in die Logik und erste Konzepte der Informatik einzuführen.» Seine Kurse richten sich an Kinder ab neun Jahren. «Da kann man bereits ziemlich herausfordernde Themen behandeln», sagt der Projektleiter.
Fussball und Informatik
Sollen Kinder in diesem Alter nicht in erster Linie Kind sein, Fussball spielen und mit Freunden was unternehmen? «Klar. Aber wenn es ihnen Spass macht, auch programmieren.» Das Programmieren fördere logisches Denken und die Fähigkeit, komplexe Probleme auf Teilprobleme zu reduzieren. «Für viele ist Informatik nur etwas für Nerds. Wenige sehen den kreativen und spielerischen Aspekt des Programmierens», sagt Vieli.
Die Programmierkurse für Kinder sind begehrt. In anderthalb Jahren seit Bestehen des Angebotes fanden bereits 23 Kurse statt. Ein wöchentliches Feriencamp kostet 920 Franken. Nicht nur kleinere Anbieter springen auf den Trend auf. Auch die Klubschule der Migros macht mit. Etwa mit einem Kurs mit Rosie, dem ersten Augmented-Reality-Roboter, entwickelt vom ETH-SpinOff RosieReality. Zusammen mit Rosie lernen Kinder spielerisch zu programmieren.
Programmieren ab erster Oberstufe
Diese Programmierkurse für Kinder sind ganz im Sinne von Pascal Vuichard (29). Der Glarner ist Co-Präsident der Jungen GLP und fordert, dass Programmieren schon in der ersten Oberstufe beginnen soll – und zwar in allen Schulstufen. «Es geht nicht darum, dass alle Kinder zu Programmierern werden. Sie sollen aber ein vernünftiges Verständnis der digitalen, vernetzten Welt haben.»