Kaum ein Präsident polarisiert so stark wie Javier Milei (53). Die Schweiz kennt den Argentinier spätestens seit diesem Januar. Der Rechtslibertäre sorgte am Weltwirtschaftsforum in Davos mit einer emotionalen Brandrede für den Kapitalismus und gegen den Feminismus für Aufsehen.
Seit bald einem halben Jahr ist der Mann mit der Kettensäge im Amt. Argentinien ist seither noch tiefer in die Wirtschaftskrise gerutscht. Mittlerweile beträgt die jährliche Inflationsrate in Argentinien 287 Prozent. Zum Vergleich: Bei Amtsantritt Mileis im letzten November verzeichnete Argentinien noch eine Teuerungsrate von 160 Prozent. So schlimm wie jetzt war es seit der Hyperinflation von 1991 nicht mehr.
Neue 10'000er-Note – vor einem Jahr gabs noch neu den 2000er-Schein
Angesichts dieser rasanten Geldentwertung hat die Zentralbank reagiert und bringt mit der 10'000 Peso eine neue Banknote heraus, wie sie in einer entsprechenden Mitteilung am Dienstag bekannt gab. 10'000 Argentinische Peso entspricht 10.29 Schweizer Franken. Die 10'000er-Note löst den 2000-Peso-Schein ab, der seit seiner Einführung vor einem Jahr die höchste Banknote Argentiniens war. Das neue Geld werde ab sofort schrittweise über das Netz von Bankfilialen und Geldautomaten im ganzen Land verteilt.
Die neuen Banknoten zeigen Porträts von Manuel Belgrano, einem der Gründerväter Argentiniens, und von Maria Remedios del Valle. Auf Belgrano geht ein Entwurf der argentinischen Flagge Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Maria Remedios del Valle gilt als Heldin des Unabhängigkeitskampfes aus dieser Zeit und wird vielfach als «Mutter der Nation» gerühmt.
Argentinier leiden im Alltag
Die 10'000er-Note wird zwar kurz Abhilfe schaffen, trotzdem dürften die Menschen in Argentinien ihr Bargeld weiterhin in grossen Taschen und teilweise auch Koffern transportieren.
Die Preise für Lebensmittel ändern sich derzeit täglich – je nach Laden sogar stündlich. Luca Gomez (21) sagt zu Blick: «Mein Geld entwertet sich schneller, als ich arbeiten kann.» Mit den Sommer- und Winterjobs während der Semesterferien finanziert sich der Student aus Buenos Aires sein Leben. «Was ich Anfang Jahr erhalten habe, ist jetzt gefühlt fast nichts mehr wert.» Vor zwei Jahren gab es einen Kaffee für 200 argentinische Peso, heute sind 3000 Peso fällig.
Kein Wunder, sind die Argentinier erfinderisch geworden. Wer kann, der tauscht sein Erspartes in US-Dollar. Seit Jahren gibt es neben dem offiziellen Peso-Kurs den sogenannten «Blue Dollar». Bei der Bank gibts für aktuell 881 argentinische Peso einen US-Dollar – auf der Strasse kostet der Schein mit Blue-Dollar-Kurs 1050 Peso. «Es ist die einzige Möglichkeit, wie ich zumindest etwas auf die Seite legen kann – ohne dass mein Erspartes wieder wegschmilzt», sagt Gomez.