Mehrere Händler von anderen am Börsenplatz Zürich tätigen Banken bestätigen gegenüber der Nachrichtenagentur AWP, dass die Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) nicht mehr mit Sulzer-Aktien handeln. Zuvor gab es schon entsprechende Medienberichte. «Bereits gestern hat die UBS den Handel gestoppt, seit heute auch die CS», hiess es. Auch andere Banken würden ähnliche Schritte erwägen.
An der Börse strafen die Anleger den Industriekonzern heute erneut ab. Die Sulzer-Aktie tauchte am Mittwochmorgen um 6,6 Prozent auf 99.45 Franken. Bereits am Montag verloren die Titel viel Wert. Am Freitag, als die Sanktionen von der US-Regierung bekanntgegeben wurden, hatten Sulzer noch bei rund 126 Franken geschlossen.
UBS beruft sich auf Sanktionen
Sulzer hatte am Montag angekündigt, 5 Millionen eigene Aktien vom Grossaktionär Renova zurückzukaufen. Nach Abschluss der Transaktion werde Renova noch einen Anteil von 48,83 Prozent halten, nach den zuletzt gemeldeten 63,4 Prozent. «Wenn das Placement abgewickelt werden kann, dann kann sich die Situation auch schnell wieder ändern», sagte ein Händler.
Auf Nachfrage wollte ein Sprecher der UBS gegenüber der Nachrichtenagentur AWP keinem Kommentar zum Handel der Bank mit Sulzer-Aktien abgeben. Auch Angaben dazu, was passiert, wenn ein UBS-Kunde eine Sulzer-Kauf- oder -Verkaufsorder erteilt, wollte er gegenüber Medien nicht machen. Er verwies auf ein Statement der Bank zum Thema Sanktionen.
Darin betont die UBS, dass sie als globaler Finanzdienstleister angehalten sei, eine Vielzahl rechtlicher und regulatorischer Bestimmungen einzuhalten. Man habe einen Standard definiert, «wonach mindestens die jeweils aktuell erlassenen Sanktionen der Schweiz, der Uno, der EU und der USA berücksichtigt und weltweit umgesetzt werden».
Konten in den USA eingefroren
Sulzer-Sprecher Rainer Weihofen bestätigte am Mittwoch Berichte der «Nordwestschweiz», wonach die Konten von Sulzer in den USA eingefroren worden seien. Er betonte dabei, dass die Einschränkungen von den Banken ausgegangen seien. «Sulzer steht nicht auf einer Liste von US-Behörden.»
Auch diese von den Banken ausgehenden Einschränkungen sind eine Folge der am vergangenen Freitag verhängten US-Sanktionen gegen russische Unternehmen und Geschäftsleute. Zu den Gelisteten gehört auch der in der Schweiz wohnhafte Investor und Sulzer-Grossaktionär Viktor Vekselberg.
Sulzer dürfe zwar weiterhin Löhne aus- und Lieferanten bezahlen, ansonsten aber keine Zahlungen in Dollar vornehmen und keine Neugeschäfte tätigen. Sulzer kann laut Weihofen zwar weiterhin die Kunden in den USA bedienen, jedoch nur, wenn entsprechende Verträge vor Freitag der vergangenen Woche abgeschlossen worden seien.
Gespräche mit US-Behörden im Gang
Die Hoffnung von Sulzer, im Verlauf der Woche von den Sanktionen befreit zu werden, ist laut Weihofen intakt. «Wir sind zuversichtlich», bestätigte er Aussagen, die er bereits am Montag gemacht hatte.
Mitarbeiter von Sulzer in den USA stünden in engem Kontakt mit der zuständigen Behörde OFAC (office of foreign assets control). Die Gesprächsatmosphäre dort sei dem Vernehmen nach konstruktiv. Bis konkrete Resultate vorlägen, müsse man aber abwarten.
Der Multimilliardär Vekselberg besitzt die Renova-Gruppe mit zahlreichen Beteiligungen, darunter an den Schweizer Firmen Sulzer, Oerlikon und Schmolz+Bickenbach. Sowohl bei Oerlikon als auch bei Schmolz+Bickenbach sind aktuell keine Konten eingefroren. Das geben die beiden Unternehmen auf Anfrage von BLICK bekannt. (SDA/jfr)