In nur 3 Tagen
Griechen hoben 1,2 Mrd ab

Zwischen dem 3. und 5. Juni haben Griechen 1,2 Mrd Euro von ihren Konti abgehoben - aus Angst vor einer Staatspleite. Nun drohen Vorschriften, sogenannte Kapitalverkehrs-Kontrollendie, die das Abheben erschweren.
Publiziert: 14.06.2015 um 12:37 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:34 Uhr

Nur eine Einigung mit den Gläubigern spätestens bis zur Sitzung der Eurogruppe am 18. Juni könne dies abwenden, meldeten Athener Zeitungen am Sonntag.

Vertreter der griechischen Regierung und die Gläubiger Athenswollten am Sonntag erneut zu Gesprächen in Brüssel zusammenkommen. Für Griechenland wird die Zeit knapp, will es mit EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) noch bis zum 30. Juni eine Einigung über die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erzielen. Andernfalls droht Athen die Staatspleite.

Laut griechischen Medienberichten hoben die Griechen allein vom 3. bis zum 5. Juni mehr als 1,2 Milliarden Euro von ihren Konten ab. Und so könnte das Szenario bei Kapital-Verkehrskontrollen laut der konservativen Zeitung «Kathimerini» aussehen: Der Zentralbankchef informiert den Regierungschef, die Banken hätten kein Geld mehr. Ministerpräsident Alexis Tsipras informiert die EU und diese genehmigen die Kontrollen (capital controls).

Innerhalb von zwei Stunden sind alle Banken informiert. Elektronische Geldüberweisungen (internet banking) werden gestoppt. Die Geldautomaten geben nur noch einen Höchstbetrag von etwa 100 Euro pro Tag und Konto aus. Bei Panik-Reaktionen könnten Banken für einige Tage schliessen.

Ähnliche Massnahmen waren 2013 während der Finanzkrise auf Zypern verhängt worden. Damals schlossen die Banken für einige Tage. In dieser Zeit konnten die Bürger höchstens 190 Euro täglich von ihren Konten abheben. Auslandsreisende durften höchstens 1000 Euro mit sich führen. Stufenweise wurden aber alle Kontrollen auf Zypern bis Anfang April 2015 wieder aufgehoben.

Der US-Starökonom Kenneth Rogoff, Professor an der US-Elite-Uni Harvard, plädierte in einem Interview mit der NZZ am Sonntag auf die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland. Eine andere Möglichkeit sehe er nicht. Die Massnahme habe beispielsweise auch in den 1950er- und 1969er-Jahren funktioniert, als verschiedene europäische Nationen darauf zurückgriffen.

Zudem fordert er einen weiteren Schuldenerlass für Griechenland: Wenn Griechenland eine realistische Chance haben solle, seinen Haushalt in den Griff zu bekommen, müssten die Schulden unter 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts gesenkt werden. Da sei bei dem Schuldenschnitt 2012 nicht gemacht worden. Damals verzichteten die damals noch überwiegend privaten Gläubiger Griechenland auf die Rückzahlung von rund 100 Milliarden Euro.

Die EU-Kommission erwartet für das laufende Jahr für Griechenland eine Rekord-Schuldenstandsquote von 180 Prozent der Wirtschaftsleistung.

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