Die Lohnrunde 2018 in der Schweiz droht äusserst mager auszufallen. Das zeigt eine vom «Tages-Anzeiger» publizierte Prognose des auf Lohnerhebungen spezialisierten Portals Lohntendenzen.ch.
Dabei sind die Unterschiede frappant. Während die Chemieindustrie mit einem Lohnanstieg von fast 1,7 Prozent rechnen darf, gehen Angestellte des Gastgewerbes und der Unterhaltung fast leer aus. Lediglich 0,36 Prozent sollen deren Löhne kommendes Jahr steigen.
Im Schnitt knapp ein Prozent
Lohntendenzen.ch rechnet mit einem durchschnittlichen Plus von knapp einem Prozent über alle Sektoren. In diesem Bereich bewegen sich die Dienstleistungsbranche und der Maschinen- und Fahrzeugbau.
Im Baugewerbe sei die Bereitschaft zu generellen Lohnerhöhungen am stärksten, gefolgt von der Chemieindustrie, den Dienstleistern für andere Unternehmen (Treuhänder, Berater und Anwälte) und dem Bereich Erziehung und Unterricht.
Dennoch: Bereits gescheitert sind die Lohnverhandlungen zwischen dem Baumeisterverband und den Gewerkschaften Unia und Syna. Dies wurde letzte Woche bekannt. Die Gewerkschaften verlangen 150 Franken mehr Lohn für die Bauarbeiter, die Baumeister lehnen diese Forderung als übertrieben ab. Sie fordern eine substanzielle Lohnerhöhung für alle.
Diese sei nötig, um die Kaufkraft der Bauarbeiter mindestens zu halten.
Gewerkschaften fordern bis zu 2 Prozent
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert im Vorfeld der Lohnverhandlungen eine generelle Lohnerhöhung von 1,5 bis 2 Prozent. Die Geschäftslage in einem grösseren Teil der Branchen sei positiv. Zudem dürfte gemäss SGB die Teuerung in den kommenden Monaten wieder leicht positiv sein.
Und tatsächlich: Die Schweizer Wirtschaft zieht wieder an. Für den weiteren Verlauf des Jahres zeigen sich die Ökonomen der Credit Suisse optimistisch: Die Konsumentenstimmung sei überdurchschnittlich gut. Die Auslastung der Industrie nehme seit Monaten zu, die Tourismuszahlen stiegen und sogar die Umsätze im Detailhandel hätten sich stabilisiert, so die Ökonomen.
Darüber hinaus haben die Angestellten die Nullrunde im Anschluss an den Frankenschock von Anfang 2015 nicht vergessen.
Alle jubeln, nur die Angestellten nicht
Der positive Trend bestätigt auch die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie). In den ersten neun Monaten dieses Jahres erhöhten sich die Umsätze in der MEM-Branche im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8,2 Prozent.
Dass es trotzdem nicht zu einer markanten Erhöhung der Löhne kommen dürfte, könnte laut Andreas Kühn, Geschäftsführer von Lohntendenzen.ch, mit dem geringen Produktivitätswachstum hierzulande zu tun haben. Als weiteren Grund führt Kühn das hohe Schweizer Lohnniveau ins Feld. Dieses erschwere es den Unternehmen, zusätzliche Kosten auf die Kunden abzuwälzen.