Sterben die Büezer in der Schweiz aus? Darauf deuten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BfS) hin. Viele Schulabgänger, die dieser Tage ihre Berufslehre beginnen, werden es nicht dabei belassen, «nur» ihr Handwerk zu lernen.
BfS-Prognosen zufolge dürfte in zwölf Jahren mehr als die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren einen Tertiärabschluss vorweisen können. Lag der Wert im Jahr 2000 noch bei 24 Prozent, stieg er schon bis 2014 sprunghaft auf 40 Prozent an.
Zum tertiären Bereich gehören Hochschulen und die höhere Berufsbildung – in diesem Bereich ist das Angebot in den letzten Jahren stetig gewachsen, der Bildungs-Dschungel ist dicht.
Die SVP befürchtet die Verakademisierung der Schweiz. Verstärke sich der Trend, drohe der «Tod der Schweizer KMU», warnt Vizepräsidentin Nadja Pieren. «Noch nie haben ein Ingenieur und ein Architekt alleine ein Haus gebaut.»
Den Ursprung des «Problems» ortet Pieren in der Politik. National- und Ständerat seien von Akademikern dominiert. Deshalb erhalte die höchste Bildung auch am meisten Geld und Aufmerksamkeit.
Anders beurteilt die Lage Matthias Aebischer. Der Berner SP-Nationalrat ist Präsident der Bildungskommission und war früher selbst Lehrer. Für ihn zeigen die BfS-Prognosen, dass «die Schweiz das beste Bildungssystem auf der ganzen Welt hat».
Eine hohe Zahl sehr gut ausgebildeter Menschen im Land sei zu begrüssen, allerdings dürfe deren Förderung «nicht auf Kosten der Schwächsten» stattfinden. Konkret müsse das Ziel sein, dass alle Arbeitnehmer eine Berufslehre oder das Gymnasium absolvieren, sagt Matthias Aebischer.