Risiken gehen von Cyberattacken aus, während sich beispielsweise in der Personalsuche Chancen bieten.
Das sichere Arbeiten von zuhause aus gilt als eine der grössten Herausforderungen für die Unternehmen. Wie eine im Auftrag des Versicherers Mobiliar und der Initiative Digitalswitzerland bei gut 500 KMU durchgeführten Umfrage zeigt, wird das Thema Cybersecurity oft unterschätzt. Nur etwa ein Zehntel der befragten CEO schätzen das Risiko als gross ein, dass ihre Firma durch einen Cyberangriff einen Tag lahm gelegt wird. Doch zugleich gab ein Viertel an, bereits Opfer einer Attacke geworden zu sein.
Trotz der wachsenden Gefahr im Internet verfüge nur jedes zweite KMU über einen Notfallplan, der den Betrieb im Zuge einer Cyberattacke sicherstelle, zeigt die Studie weiter auf. Zudem würden zwei Drittel der Firmen ihre Mitarbeitenden nur ungenügend oder zu unregelmässig zu Cybergefahren schulen und sie hätten auch kein ausreichendes Sicherheitskonzept implementiert.
Immerhin scheint das Telekomnetz die zusätzliche Beanspruchung durch Home Office schultern zu können. Beim Branchenprimus Swisscom wurden seit Inkrafttreten der vom Bundesrat verordneten Heimarbeit keine Spitzenauslastungen im Datenverkehr gemessen. Heimarbeit beanspruche das Netz deutlich weniger stark als etwa das intensive Nutzen von Streaming-Angeboten wie das firmeneigene Blue TV oder Netflix, erklärt ein Sprecher auf Anfrage. «Verstärktes Home Office verursacht daher keine relevante Mehrbelastung auf unseren Netzen.»
Ein anderes Thema im Zusammenhang mit Home Office ist die Produktivität der Angestellten. Auf die lange Sicht belaste das isolierte Arbeite von zuhause aus die Moral der Arbeitnehmenden, ist Unternehmensberater Philippe Schleiter überzeugt. Das beeinflusse ihre Arbeitsproduktivität. Komme hinzu, dass die Firmen an Know-how oder Kreativität verlieren, da etwa persönliche Meetings oder Treffen kaum mehr stattfänden. Informelle Interaktionen zwischen den Mitarbeitenden seien im Arbeitsprozess sehr wichtig, so Schleiter.
Die Pandemie hat auch das Rekrutieren von Personal tiefgreifend verändert. Die Unternehmen setzten nun vermehrt auf Interviews über den Bildschirm, erklärt ein Sprecher des Personalvermittlers Adecco Schweiz. Die Prozesse seien dadurch effizienter geworden, weil Interviews digital und ortsunabhängig geführt werden könnten.
Auch seien Firmen, die Personal suchen, in einer sehr guten Position, so der Adecco-Sprecher weiter. Denn am Arbeitsmarkt wimmle es von Arbeitssuchenden, insbesondere gebe es soviele hochqualifizierte Kandidaten wie seit Jahren nicht mehr.
Für die Outplacementfirma Rundstedt hingegen sind die Einstellungsprozesse seit Ausbruch der Pandemie komplizierter geworden. «Recruiter wollen Kandidaten persönlich treffen, um sich ein Bild zu machen», sagt Geschäftsführer Pascal Scheiwiller. Das sei in Zeiten der Pandemie schwieriger geworden.
Die Lage am Arbeitsmarkt ist laut Scheiwiller angespannt. «Während der Stellenabbau zunimmt, gibt es gleichzeitig viele Stellen, die es zu besetzen gilt.» Schliesslich habe die Pandemie den Strukturwandel etwa mit Blick auf die Digitalisierung noch beschleunigt.
Gute Aussichten bieten sich mit dem Home Office dafür fürs Coworking, wo spezialisierte Immobilienfirmen unter anderen Freischaffenden oder kleineren Start-ups flexibel Büroräumlichkeiten zur Nutzung anbieten. Coworking sei die Zukunft der Arbeitswelt, sagt Guilhem Sirven, Leiter des Schweizer Coworking-Anbieters Gotham. Die Pandemie habe die Entwicklung noch beschleunigt.
Auch grössere Konzerne würden vermehrt den Einsatz von Coworking-Konzepten für ihre Mitarbeitende überdenken, seit vermehrt im Home Office gearbeitet werde. Damit könnten sie an anderer Stelle teure Mietverträge kündigen. Klar sei auch, dass die Räumlichkeiten fürs Coworking mit den Pandemie-Vorgaben wie etwa dem Social Distancing kompatibel seien, versichert Sirven.
(SDA)