Immer noch alter Euro-Kurs
Deutsche Bahn melkt Schweizer Gourmands

Die Deutsche Bahn rechnet in ihren Zugrestaurants mit einem Euro-Kurs von 1.20 Franken. In den zahlreichen ICE-Zügen, die täglich durch die Schweiz kurven, bezahlen die Gäste deshalb 20 Prozent mehr, wenn sie ihre Rechnung in Franken begleichen.
Publiziert: 26.11.2022 um 17:45 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2022 um 17:48 Uhr
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Praktisch: Mit den schnellen Weissen der Deutschen Bahn erreichen nicht nur Basel oder Zürich, sondern auch Bern, Interlaken BE und Chur GR.
Foto: Zvg
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Bis zu 25 ICE der Deutschen Bahn (DB) fahren täglich von der Schweiz nach Deutschland – und umgekehrt. Die schnellen Weissen mit der spitzen Nase erreichen nicht nur Basel oder Zürich, sondern auch Bern, Interlaken und Chur.

Im Zugrestaurant reist es sich besonders komfortabel. Zu Bratwurst mit Zwiebelsauce – dem Herbstmenü – gibts ein Helles. Reicht das nicht, um die Nerven zu beruhigen, weil die Verspätung wieder mal heftig ausfällt, serviert das freundliche Personal auch Riesling und Grauburgunder.

Doch aufgepasst! Wer die Rechnung in Franken begleicht, bezahlt zu viel. Die DB rechnet noch immer mit einem Euro-Kurs von 1.20Franken. Die Folge: Schweizer Gourmands berappen für das gleiche Angebot rund 20 Prozent mehr als deutsche Schlemmer.

DB nutzt uralten Euro-Franken-Kurs

So werden für das Herbstmenü 14.90 Euro fällig. Nach aktuellem Umrechnungskurs wären das rund 14.60 Franken. Die DB verlangt jedoch 17.90 Franken – 3.30 Franken zu viel. Auch Riesling und Grauburgunder verteuern sich um 20 Prozent, sobald der ICE in der Schweiz unterwegs ist – ebenso wie alle anderen Getränke, Snacks oder Hauptgerichte auf der Karte.

Die Deutsche Bahn erklärt ihren Schweiz-Zuschlag damit, dass man für den Wechselkurs einen Mittelwert verwende, der «über einen längeren Zeitraum» ermittelt werde. «Echtzeit-Abbildung ist technisch nicht möglich», so eine Sprecherin – die betont, dass DB-Kundinnen und -Kunden sowohl in Euro als auch in Schweizer Franken bezahlen könnten, und zwar in bar und mit Karte.

Der Haken daran: Bei einer Kartenzahlung in Euro fallen für Schweizerinnen und Schweizer Zusatzkosten an. Wer auf Schweizer Bargeld setzt, zieht ohnehin den Kürzeren.

Nicht nachvollziehbar ist auch, wie der «Mittelwert» von 1.20 Franken zustande kommt. So viel war der Euro seit Frühjahr 2018 nicht mehr wert, vor viereinhalb Jahren.
Da hat wohl jemand seinen Taschenrechner mit zu viel Grauburgunder oder Riesling bedient.

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