Superreichen-Lifestyle gefährdet Tibetantilope
Bund schlägt Shahtoosh-Alarm!

Die illegale Einfuhr von Luxus-Schals aus «Königswolle» der Tibetantilopen wird immer mehr zum Problem für die Schweiz. Heute hat der Bund eigens eine Medienveranstaltung einberaumt, um den Schmugglern den Kampf anzusagen.
Publiziert: 15.03.2016 um 10:03 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:34 Uhr
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Feines Fell: Der Bestand der Tibetatilopen ist akut gefährdet.
Foto: Imago
Ulrich Rotzinger
Martin Sprecher, Postenchef Grenzwachposten Graubünden, zeigt Schals aus der Shahtoosh-Wolle in einer Ausstellung im Naturhistorischen Museum in Bern.
Foto: Keystone

Bundesrat Alain Berset kämpft für die Tibetantilope, die unter strengem Artenschutz steht. Das EDI, genauer das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat heute zu einer ungewöhnlichen Medienkonferenz geladen. Zugegen sind Fachleute von INTERPOL, der Eidgenössischen Zollverwaltung und des BLV!

Die Konferenz trägt den Titel: «Shahtoosh: illegaler Handel mit Schals der Tibetantilope – Was tut die Schweiz?». Die Einfuhr von Luxus-Schals aus der sogenannten «Königswolle» blüht. Sie gilt als die feinste Wolle der Welt.

72 Schals beschlagnahmt im 2015

Die Schweiz hat laut BLV festgestellt, «dass sich ein bedeutender Schwarzmarkt für dieses Luxusprodukt etabliert hat». Dies sei bei verstärkten Kontrollen in den letzten Jahren aufgefallen, heisst es beim BLV. In der Schweiz wurden im Jahr 2014 29 Shahtoosh-Schals beschlagnahmt. 2015 waren es sogar 72.

«Diese Bilanz ist besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass für einen Schal zwei bis fünf Tiere getötet werden», sagt Mathias Lörtscher, Leiter Artenschutz beim BLV. Der Restbestand der Tibetantilope schwinde kontinuierlich. Die in der Schweiz konfiszierten Schals sind nur die Spitze des Eisbergs eines illegalen internationalen Handels, weiss Lörtscher.

Ins Netz gehen die Schmuggler meist dem Flughafenzoll Zürich oder an regionalen Flugplätzen in den Luxusdestinationen der Schweiz. Dort, wo es Personen gibt, die sich einen Schal für zig Tausend Franken leisten können. Das sind Orte wie Gstaad oder St Moritz. Allein 2014 haben die Behörden in St. Moritz 17 Schals beschlagnahmt.

Grosser Schlag gegen Schmuggler

Im 2005 gelang den Behörden in Samedan GR ein grosser Schlag gegen Shahtoosh-Schmuggler. Die Ermittlungen ergaben, dass seit dem Jahr 2000 Shahtoosh-Schals im Gesamtwert von 3,4 Millionen Franken illegal in der Schweiz gehandelt wurden. Der grösste Teil davon wurde auf direktem Weg aus dem Ausland in die Schweiz geschmuggelt. Ein kleiner Teil gelangte über einen Zwischenhändler in Genf ins Engadin. 

Umweltkriminalität ist weltweit die vierthäufigste Form von Kriminalität nach Drogenhandel, Menschen- und Waffenhandel. Meist steht der illegale Handel mit Elfenbein oder Nashorn im Brennpunkt der Öffentlichkeit. Die Tibetantilope kommt wenn, dann nur unter ferner liefen.

Auch Promis gehen ins Netz

Dass der Bund nun «Shahtoosh»-Alarm schlägt, hängt wohl auch mit Promis zusammen, die an der Schweizer Grenze mit dem artgeschützten Luxusgut erwischt wurden.

Zuletzt berichtete BLICK im Januar über Nassef Sawiris, den Bruder des Andermatt-Investors und Milliardärs Samih Sawiris. Bei der Einreise in die Schweiz am Flughafen Zürich beschlagnahmte der Zoll bei Nassef einen Shahtoosh-Schal im Wert von gegen 10000 Franken. Teilweise werden am Markt Preise von bis zu 20000 Franken pro Schal bezahlt.

Dem reichsten Mann Ägyptens mit einem von Forbes geschätzten Vermögen von gegen 6 Milliarden Dollar droht eine saftige Busse von bis zu 5000 Franken. Er kommt nur um die Strafe herum, wenn er beweisen kann, dass der Schal vor dem 28. Juni 1979 hergestellt worden ist. Seit diesem Tag ist die «Königswolle» nämlich verboten. Heute gibt es noch gegen 70000 Tibetantilopen im Himalayagebiet. Vor Hundert Jahren lebten dort noch über eine Million Tiere.

Mehr Kontrollen angekündigt

«Die Schweiz kontrolliert aktiv und hat mit ihren Beschlagnahmungen gezeigt, dass ein weltweiter Markt für Shahtoosh-Schals besteht», sagt Ioana Botezatu, Leiterin der strategischen Entwicklungseinheit von INTERPOL im Bereich Umweltsicherheit.

Und: «Die Schweiz hat ihre Zusammenarbeit mit den spezifischen Netzwerken von INTERPOL intensiviert und damit Zugang zur Auskunftsstelle und zum spezifischen Netzwerk von INTERPOL.»

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