Die USA und China sind seit einem Jahr in einen erbitterten Handelskonflikt verstrickt. US-Präsident Donald Trump (73) hat die Hälfte aller Importe aus China mit Sonderzöllen belegt und droht jetzt, die Strafmassnahmen auf alle China-Einfuhren auszuweiten. Peking hat mit Gegenzöllen gekontert. Zwar haben die beiden Supermächte Gespräche über ein Handelsabkommen wieder aufgenommen. Doch die Fronten sind verhärtet.
Das merkt auch der chinesische Technologie-Gigant Huawei. Die US-Regierung führt weltweit eine Kampagne gegen das 100-Milliarden-Dollar-Unternehmen. Trump hat US-Unternehmen praktisch verboten, Handel mit Huawei zu betreiben, weil er befürchtet, die Technologie des Smartphone-Herstellers könnte zur Spionage verwendet werden.
Dafür hat Walter Ji (39), Europa-Chef von Huawei, nur ein müdes Lächeln übrig. «Wenn jemand zu wissen glaubt, dass wir Spionage betreiben, dann soll er Beweise vorlegen», sagt Ji im exklusiven Gespräch mit BLICK. Huawei wurde mehrmals von externen Prüfern untersucht. Dabei habe man keine Unregelmässigkeiten festgestellt.
US-Regierung rügt die Schweiz
«Ihr Schweizer könnt uns vertrauen», versichert Ji. Hoffentlich, denn die zwei grössten Mobilfunkanbieter Swisscom und Sunrise unterhalten gute Beziehungen mit Huawei. Die Chinesen liefern Swisscom Bestandteile für das Festnetz, Sunrise wiederum setzt für den Bau des 5G-Mobilfunknetzes auf den Technologie-Giganten. Beide Unternehmen haben stets betont, keine Bedenken zu haben, Huawei-Technologie einzusetzen.
Das gefällt der US-Regierung überhaupt nicht. Die Trump-Administration hat bereits Versuche unternommen, die Schweiz von einer Zusammenarbeit mit Huawei beim Mobilfunknetz abzuhalten. Vor allem, dass der Konzern mit 180'000 Mitarbeitern in 170 Ländern beim neuen Mobilfunkstandard 5G weltweit führend ist, ist den Amerikanern ein Dorn im Auge.
Und erst kürzlich hob sogar US-Aussenminister Mike Pompeo (55) bei seinem Besuch in der Schweiz den Mahnfinger. Wenn China der Schweiz Informationstechnologie anbiete, sollten sie sich bewusst sein, dass der entsprechende Hersteller von Mitgliedern der Kommunistischen Partei kontrolliert werde, sagte er im Gespräch mit der «NZZ».
Mieses Geschäft wegen Sanktionen
«Wir dürfen das Vertrauen, das uns unsere Kunden und Partner entgegenbringen, nicht missbrauchen», verspricht Ji. «Unser grösstes Kapital ist die Glaubwürdigkeit.» Wegen der US-Sanktionen stellt sich Huawei auf einen starken Geschäftsrückgang ein. Es sei damit zu rechnen, dass allein das internationale Smartphone-Geschäft in diesem Jahr um 40 Prozent schrumpfen werde, klagte Huawei-Chef Ren Zhengfei (74). Im vergangenen Jahr hatte der Netzwerkausrüster und Smartphone-Anbieter umgerechnet gut 100 Milliarden Dollar Umsatz erzielt.
Ji setzt deshalb auf den für Huawei wichtigen europäischen Markt: «In China sind wir bereits seit Jahren Marktführer mit derzeit mehr als 30 Prozent Anteil. In Europa haben wir mehr als 20 Prozent.» Ziel sei es, zum globalen Marktführer zu werden. «Huawei wird stetig weiter wachsen. Das kann ich Ihnen garantieren», sagt Ji. Mit oder ohne die Amerikaner.