Sie treiben Hoteliers zur Weissglut: die Buchungsplattformen. Weil sie den Gästen das Buchen massiv erleichtern, dafür aber den Betrieben Kommissionen abzwacken. Die Krux: Ohne Buchungsplattformen wie Booking, Expedia oder HRS hätten viele die einzelnen Hotels und deren Angebote gar nicht auf dem Schirm.
BLICK liegt exklusiv eine bislang unveröffentlichte Studie vor, die die Marktmacht der Online-Plattformen untermauert. 184 Millionen Franken, so hat die Fachhochschule Westschweiz Wallis ermittelt, bezahlten Schweizer Hotels im 2019 an die internationalen Riesen Booking und Co. Das ist so viel wie noch nie. Und 10 Millionen mehr als noch im Jahr davor.
Jedes dritte Hotel hat Gebühren über 50'000 Franken
Pro Hotel in der Schweiz macht das durchschnittlich 48'000 Franken jährlich an Kommissionen. Das entspricht 12 bis 15 Prozent Gebühren pro buchenden Gast. Jedes fünfte Hotel zahlt weniger als 5000 Franken, jedes dritte mehr als 50'000 Franken jährlich.
Tourismusexperte Roland Schegg (57) von der Fachhochschule Westschweiz Wallis hat in seiner Studie die Betriebe auch danach befragt, was sie am häufigsten kritisieren. Denn gerade im Zusammenhang mit dem Corona-Shutdown und der miesen Auslastung der Hotels ist es brisant, wenn Hoteliers zusätzlich Marge an ausländische Plattformen abgeben müssen.
Machtmissbrauch ist grösstes Ärgernis
Auffallend: Nicht der Gebühren-Ärger kommt an erster Stelle, sondern dass die Buchungsplattformen ihre Marktmacht missbrauchten. «Am häufigsten bemängelten die Hotels, dass sie auf der hoteleigenen Webseite keine günstigeren Preise oder bessere Bedingungen anbieten dürfen», stellt Schegg fest.
Hotelleriesuisse will nicht öffentlich auf Konfrontationskurs mit Booking und Co. gehen. Zu gross ist die Abhängigkeit mit den Zimmervermittlern. Dass Booking auf einen Marktanteil von über 71 Prozent in der Schweiz kommt, sagt schon viel. Noch mehr, dass laut Studie jedes fünfte Hotel bereits über die Hälfte seiner Buchungen über eine Online-Plattform generiert.