Täglich buchen Reisende auf der Buchungsplattform booking.com 1,5 Millionen Übernachtungen. Aus der Schweiz buhlen 15'800 Unterkünfte um die Buchenden. Damit ist das niederländische Unternehmen eine Macht und wertvoll für Hoteliers.
Doch die Plattform hat auch ihren Preis. So zahlen die Hotels für jede Buchung eine Kommission. Zudem dürfen sie wegen «Knebelverträgen» selbst keine günstigeren Preise auf ihren eigenen Webseiten anbieten.
Passt für Booking-Chefin nicht zur Schweiz
Kritik gibts dafür von der SP. Die Partei präsentierte in ihrem Tourismuspapier vom Frühling deshalb die Idee einer staatlich finanzierten Schweizer Booking-Alternative. Die nationale Plattform soll kommissionsfrei und unentgeltlich sein.
Davon hält Booking.com-Chefin Gillian Tans (49) gar nichts. «Interessant. Das wirkt auf mich nicht sehr schweizerisch», kommentiert sie die SP-Idee im Interview mit dem SonntagsBlick. Warum? Sie nehme die Schweiz als liberales, wettbewerbsfähiges und innovatives Land wahr. Eine staatlich finanzierte Buchungsplattform passe ihrer Meinung nach nicht dazu. Die Hotelbranche würde so abhängig von den Steuerzahlern.
Chancenlos im Vergleich zu den Grossen
Der SP-Vorschlag sei sicher nicht unschweizerisch, sagt dagegen Thomas Allemann, Geschäftsleitungsmitglied vom Verband Hotelleriesuisse. «Eine nationale Buchungsplattform wollen wir aber auch nicht. Die hätte gegen die internationalen Riesen gar keine Chance – nur mit Schweizer Hotels und weniger Marketingbudget.»
Nicht gelten lässt Allemann die Aussage, dass die Branche damit von Steuerzahlern abhängig würde: «Abhängig sind die Hoteliers schon heute, einfach von Booking.com.» Das die Vermittlungsplattform Werbung für die Schweiz betreibe, wie Tans es sagt, lässt Allemann nicht so stehen: «Werbung macht Booking.com für sich selbst, nicht für die Schweiz oder Schweizer Hotels.»
Booking.com liefert keinen Steuerrappen ab
Dreist ist laut Allemann Tans' Aussage zu den Steuern, dass lediglich die Kommission in die Niederlande abfliesse: «Diese Kommissionen sind die Einnahmen von Booking.com. Das macht 170 bis 200 Millionen Franken pro Jahr aus und davon liefert das Unternehmen in der Schweiz keinen Rappen ab.»
Hotelleriesuisse würde den Mitgliedern im Kampf gegen Booking.com empfehlen, möglichst auf verschiedene Kanäle zu setzen. Damit sinke die Abhängigkeit, und man erreiche gleichzeitig Gäste unterschiedlicher Herkunft. (jfr)