Am Anfang stand ein Interview bei Blick TV: Als sich Kabir Mulchandani (47) Anfang Juli begeistert über die Wiederöffnung des ehemaligen Zürcher Hotels Atlantis äusserte, sass er auf einem Designklassiker, in der Art dem DS-600 von de Sede, dem sogenannten «Tatzelwurm», sehr ähnlich. Der Inder hatte das Hotel 2020 gekauft, renoviert und unter dem Namen Five dem Publikum wieder zugänglich gemacht.
Nur: Das Sofa, auf dem der Besitzer der weltweiten Hotelkette Five seine Begeisterung kundtat, war kein Original aus der Schweizer Luxusmöbelmanufaktur. «Das Sofa ist eine klar erkennbare Fälschung des DS-600 von de Sede», schrieb die Firma am Mittwoch. So klar offenbar, dass nach dem Blick-TV-Beitrag mehrere Hinweise bei dem Möbelproduzenten eingingen.
Chefin recherchiert persönlich
Doch allein wegen eines Fernsehbeitrags lässt sich die Echtheit eines Sofas kaum abschliessend beurteilen. Also begibt sich Monika Walser (57), Chefin von de Sede, ins Hotel Five, um sich ein Bild zu machen. Schnell ist klar, dass die Verarbeitung des Sofas nicht den Qualitätsansprüchen der Firma entspricht und auch das Leder von minderer Qualität ist. Kommt dazu, dass ein «Tatzelwurm» aus vielen Einzelelementen besteht. Doch die Elemente im Zürcher Luxushotel sind etwas breiter als beim Original.
Als erste Gespräche mit den Hotelbetreibern nicht fruchten, geht der Möbelproduzent in die Offensive und droht mit rechtlichen Schritten: «Mit einer Abmahnung verlangt de Sede eine umgehende Erklärung, wie das Hotel zu einem gefälschten Produkt von de Sede kam und warum es dieses gefälschte Objekt nutzt», heisst es.
Hotel weist Vorwürfe zurück
In einer Stellungnahme räumen die Hotelbetreiber zwar ein, dass es sich nicht um ein originales Sofa von de Sede handelt, weisen aber die Vorwürfe als unbegründet zurück: «Five wandte sich mit Designvorgaben an diverse Produzenten und Lieferanten, darunter auch de Sede, und bat um eine Offerte für die Herstellung.» Man habe sich dann aber für eine andere Firma entschieden.
Weiter heisst es in der Stellungnahme: «Five bedauert, dass sich de Sede nach der Vergabe des Auftrags an das Konkurrenzunternehmen zu unbegründeten Vorwürfen über die generische Form eines Rippensofas hinreissen lässt, die als solche nicht schutzfähig ist.» Und weist darauf hin, dass es in den Details zahlreiche Unterschiede zum Original von de Sede gebe.
Möglicherweise müssen sich bald Gerichte damit befassen, wie weit es statthaft ist, dass sich Möbelbauer von einem Designklassiker inspirieren lassen.