Hohe Preise kommen nicht so schnell wieder runter
Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben

Die Inflation hat die Schweiz fest im Griff – und wird so schnell nicht verschwinden. Am ehesten könnte ihr eine Rezession den Garaus machen. Das ist allerdings kein Szenario, das wirklich Hoffnung macht.
Publiziert: 06.07.2022 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 11:42 Uhr
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Die Inflation, vor allem getrieben durch höhere Energiepreise, wird die Schweiz noch lange beschäftigen.
Foto: Stefan Bohrer
Christian Kolbe

So hoch war die Teuerung in der Schweiz seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Im Juni sind die Preise gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent angestiegen. Da drängt sich die bange Frage auf: Wie lange wird uns die Inflation noch begleiten? Eine ganze Weile, da sind sich die Experten einig!

Am optimistischsten ist noch die Nationalbank, die ja auch ihre Geldpolitik zu verteidigen hat. Die SNB sieht den Höhepunkt des Inflationsschubs bereits im Spätsommer überschritten, danach sollte sich die Teuerung etwas abschwächen. Das heisst aber nicht, dass dann die Preise auf breiter Front wieder sinken werden – sie steigen nur nicht mehr so stark an.

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Teuerungsausgleich mit Augenmass

Jan-Egbert Sturm (52) von der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich sieht eine Normalisierung des Preisanstiegs erst im Herbst: «Eine deutliche Entspannung an der Preisfront werden wir wohl erst im nächsten Frühling sehen.» Und ergänzt: «Die Preise in der Schweiz haben sich auf ein neues Niveau verschoben. Das müssen wir gemeinsam verkraften.»

Gemeinsam – das heisst auch, dass die Löhne an das steigende Preisniveau angepasst werden sollten. Allerdings nicht zu extrem, denn sonst droht die berüchtigte Lohn-Preis-Spirale. «Es braucht einen gewissen Teuerungsausgleich», sagt Sturm. «Nur sollte dieser nicht so hoch ausfallen, dass die steigenden Löhne die Preise im nächsten Jahr weiter anheizen.» Deshalb brauche es «vernünftige Kompromisslösungen».

Rezession als Retter vor Inflation

Immerhin: Sollte Russland im Winter das Gas abstellen, muss das nicht zwingend heissen, dass die Energiepreise nochmals stark ansteigen. «Im Moment werden in ganz Europa die Speicher gefüllt. Diese grosse Nachfrage treibt die Preise jetzt nach oben.» Das heisst: Das Risiko eines Gasstopps ist bereits in den aktuell hohen Preisen eingepreist.

Wenig Grund zur Hoffnung gibt der Ökonom Klaus Wellershoff (58): «Wir werden über längere Zeit Inflation sehen. Höher, als wir uns das gewohnt sind. Auch deshalb, weil die Arbeitnehmer nun zu Recht mehr Lohn verlangen.»

Das Ende des Preisanstiegs macht erst recht keine Freude: «Das könnte bis zur nächsten Rezession anhalten!» Da ist es ein schwacher Trost, dass dieser Wirtschaftseinbruch gemäss Wellershoff schon bald kommen könnte.

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