Käseexporte wegen EU unter Druck
Emmi-Chef warnt vor Schweiz-Benachteiligung im Handel

Die Musik spielt für Milchverarbeiter Emmi im Ausland, wo er im ersten Semester erstmals mehr verkaufte als zuhause. Allerdings sieht sich Emmi beim Export gegenüber der EU-Konkurrenz benachteiligt. Die Schweiz drohe den Anschluss zu verlieren.
Publiziert: 29.08.2018 um 08:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:23 Uhr
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Emmi-Chef Urs Riedener wollte dieses Jahr erstmals mehr Umsatz ausserhalb der Schweiz erzielen als im Heimmarkt. Das ist ihm im ersten Semester 2018 bereits gelungen.
Foto: Keystone
Claudia Gnehm

Weil der Heimmarkt stagniert und immer mehr von Billigimporten überflutet wird, sucht Emmi das Glück verstärkt im Ausland. Im ersten Semester hat Emmi-Chef Urs Riedener (53) sein Jahresziel, die Hälfte des Umsatzes im Ausland zu erwirtschaften, bereits erreicht. Insgesamt steigerte Emmi die Verkäufe um 4,7 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken, wobei der Heimmarkt stagnierte und «nur» 830 Millionen Franken Umsatz erzielte.

Von den Sanktionen im wichtigen US-Markt merkte Riedener nichts. Im Gegenteil, in den USA sei Kuhmilchkäse, vor allem die Exporte von Gruyère, besonders begehrt. Viel bedeutendere Folgen habe jedoch der aggressive Ausbau der Freihandelsabkommen durch die EU, etwa mit Kanada und Japan, sagt Riedener dem BLICK.

Aggressive Freihandelspolitik der EU problematisch

Die EU führe zugunsten ihrer Landwirtschaft eine sehr aggressive Freihandelspolitik. Das setze Käseexporte aus der Schweiz in verschiedenen Ländern unter Druck. Nach Kanada und Japan zu exportieren, sei viel schwieriger geworden. «Es besteht die Gefahr, dass die Schweiz bei den Käseexporten den Anschluss verliert», warnt Riedener.

Die Schweiz müsse ihre Freihandelsabkommen mit Augenmass ausdehnen. Wenn die Schweiz nichts mache, dann verliere sie.

Hitzesommer dürfte zu Preiserhöhungen führen

In der Emmi-Mitteilung vom Mittwoch wird ein weiteres Geschäftsrisiko hervorgehoben: Die Folgen des Hitzesommers. Bereits im Juli und vor allem im August seien die Milchlieferungen zurückgegangen, sagte Riedener. «Die Milcheinänge werden die kommenden Monate sicher geringer sein», führte er aus. Die Versorgung der Tiere und damit die Milchproduktion hängten von der Futterqualität ab, welche vom Wetter beeinflusst werde.

Eine Milchknappheit nächsten Frühling befürchtet Riedener zwar nicht. Er gehe vielmehr davon aus, dass sich im Schweizer Milchmarkt nun Angebot und Nachfrage annäherten und der Markt zu spielen beginne. «Das könnte zu einem steigenden Milchpreis führen», so Riedener. Es sei üblich, dass die höheren Rohstoffpreise weitergegeben würden. Das heisst, die Emmi-Produkte würden teurer.

Protein-Hype

Als Erfolg verbucht Riedener den neu lancierten Energy Milk High Protein Power Shake. Angesichts des Protein-Hype verkaufe sich der Shake hervorragend. «Waren es bisher vor allem Sportler, die nach dem Fitness zum Muskelaufbau Protein-Shakes tranken, greift jetzt die breite Bevölkerung nach dem Eiweiss-Produkten», sagte er.

Für den Rest des Jahres erwartet Emmi einen anhaltenden Preisdruck und eine Abflachung der Wachstumskurve.

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