Historischer Ort fürs Berufsnati-Teambildung
Weltmeisterlich dank dem Geist von Spiez

In einem halben Jahr werden die 38 Schweizer WorldSkills-Teilnehmer in Abu Dhabi um die Medaillen kämpfen. Im Vorbereitungslager in Spiez BE lernen sie, ihren Experten blind zu vertrauen. Im wahrsten Sinn des Worts.
Publiziert: 23.04.2017 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 22:15 Uhr
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OL mit verbundenen Augen, im Hintergrund das Hotel Belvédère.
Foto: SwissSkills

Das Hotel Belvédère, hoch über der Spiezer Bucht, hat Fussball-Geschichte geschrieben. 1954 war es Quartier der deutschen Fussball-Nationalmannschaft, als diese in Bern die WM gewann. Siegreich dank dem «Geist von Spiez», wie es seither heisst. Legendär sind die Spaziergänge von Trainer Sepp Herberger und seinen Aushängeschildern Fritz Walter und Helmut Rahn entlang des Thunersees. Teambildung anno 1954.

Nun stehen in einem Park gleich neben dem historischen Hotel OL-Posten. Zweierteams bewegen sich durch den Park, jeweils ein Mitglied der Duos mit verbundenen Augen, geführt vom anderen. Erneut finden in Spiez BE die Vorbereitungen für eine «WM» statt, erneut lernen sich «Trainer» und «Spieler» besser kennen. Hier macht sich das Schweizer WorldSkills-Team bereit für die Berufs-WM in Abu Dhabi diesen Oktober.

Blind vertrauen

Im Mittelpunkt des Team-Weekends stehen die Themen Kommunikation und Zusammenarbeit. Deshalb der OL-Parcours durchs Gelände vor dem Ausbildungszentrum der Schweizer Fleischwirtschaft, das direkt ans Hotel Belvédère grenzt. Die WorldSkills-Teilnehmer und ihre Experten lernen sich im wahrsten Sinn des Wortes «blind vertrauen». Zehn Minuten Zeit hat das Teammitglied mit verbundenen Augen, die zwölf Posten zu finden. Nur dank der Worte seines Partners. Dann werden die Rollen getauscht. 

«Ich habe mich etwas komisch gefühlt, irgendwie hilflos», findet Fabienne Niederhäuser (21), Gipserin-Trockenbauerin aus Lützelflüh BE. Ihr Experte, Rudolf Mösching (43) aus Gstaad BE, ergänzt: «Ich staunte, wie wir beim zweiten Mal schon ein viel besser eingespieltes Team waren. Wir haben zwei Posten mehr geschafft.»

Die Schweizer Berufsnati

Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.

Das duale Berufsbildungssystem in unserem Land ist einzigartig. Junge Schweizer Berufsleute stellen das an Meisterschaften immer wieder unter Beweis. Elf Goldmedaillen holte das SwissSkills-Team, das im Oktober 2017 in Abu Dhabi an der Berufs-WM antrat. Der nächste Grossanlass steht im September 2018 auf dem Programm: die SwissSkills 2018 in Bern, bei welchen in 75 Berufen Schweizer Meisterschaften durchgeführt werden.

Zeichnen im Gebrabbel

Andere Übungen sind näher an der Wettkampf-Wahrheit von Abu Dhabi. Hier gehts um manuelle Fähigkeiten, ums Zeichnen. Der Experte erhält ein Blatt Papier mit Strichen, Dreiecken, Formen. Er muss seinem Schützling, der mit dem Rücken zu ihm sitzt, erklären, was er zeichnen muss. Die Anweisungen kommen enorm präzis. «Von oben her herunter bis zur Hälfte. Dort ziehst du raus bis wiederum zur Hälfte», heisst es etwa. Wenn man es versteht. Denn direkt daneben sitzen sieben weitere Duos. Die Anweisungen werden zum allgemeinen Gebrabbel.

Teamleader Daniel Steiner erklärt, was die Übung soll. «Ihr werdet in Abu Dhabi auch mit Lärm konfrontiert sein. Vielleicht ist das Team neben euch auch laut, vielleicht arbeitet es mit Maschinen.» Die Konzentration muss stimmen.

Wenn sie das im Oktober denn tut – wenn die Schweizer mit Medaillen von der Berufs-WM in Abu Dhabi zurückkehren, dann werden auch sie sagen können: dank dem Geist von Spiez.

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