Hilfsgelder drohen auszugehen
Swiss braucht wohl bald eine neue Finanzspritze

Als Swiss und Edelweiss 1,5 Milliarden Franken Hilfe erhielten, wurde noch mit einem baldigen Ende der Corona-Krise gerechnet. Dem ist nicht so. Einnahmen bleiben aus, Swiss und auf dem Mutterkonzern Lufthansa droht ohne neue Staatsgelder bald die Luft auszugehen.
Publiziert: 18.10.2020 um 03:49 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2020 um 12:05 Uhr
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Swiss braucht wohl bald eine neue Finanzspritze.
Foto: Keystone

1,5 Milliarden Franken Staatshilfe haben Swiss und ihre Schwester Edelweiss erhalten. Aber das Geld zerrinnt den Verantwortlichen zwischen den Fingern. Nach eigenen Angaben verbrennt Swiss täglich 1,5 Millionen Franken. Aufs Jahr hochgerechnet sind das mehr als eine halbe Milliarde Franken.

Entgegen Prognosen bleiben Einnahmen aus. Die Corona-Krise erweist sich als hartnäckiger als noch vor Monaten angenommen. Hoffnungen haben sich zerschlagen, den Flugbetrieb seit Sommer langsam wieder hochzufahren und im Herbst die meisten Langstreckenflüge wieder in Betrieb zu nehmen.

Im Gegenteil geht die Zahl der Swiss-Flüge seit Juli wieder zurück, wie die «Sonntagszeitung» berichtet. Bei dem anhaltenden Bargeldabfluss würden neue Finanzhilfen für Swiss wahrscheinlicher – und auch für die Muttergesellschaft Lufthansa, die pro Monat eine halbe Milliarde Euro verliert.

Auch dem Mutterkonzern droht bald die Luft auszugehen

Laut Swiss-Sprecherin Karin Müller sei der zu 85 Prozent vom Bund abgesicherte 1,5-Milliarden-Kredit eines Bankenkonsortiums für Swiss und Edelweiss für die «kommenden Krisenjahre ausreichend».

Doch hinter den Kulissen sei aus Swiss-Managementkreisen zu hören, dass es mit dem Geld «knapp werden könnte». Demnach rechnet auch Lufthansa damit, dass der Airline bald die Luft ausgeht. Stand heute dürfte die Liquidität bis Jahresende aufgebraucht sein und neue Hilfe nötig werden.

Die Gretchenfrage bleibt, wie lange Quarantänen und Reisebeschränkungen bestehen bleiben. Zudem werde die Airline deutlich mehr als 1,5 Millionen Franken pro Tag brauchen, wenn die Kurzarbeit ausläuft. Die ganze Belegschaft ist derzeit in Kurzarbeit.

Streitpunkt Quarantäne

Laut eidgenössischerFinanzverwaltung liege noch kein Gesuch der Swiss um neue Staatshilfe vor. Doch im Umfeld des Bundesrats werde in den nächsten Wochen mit einem neuen Gesuch gerechnet, wenn sich die Ertragslage bis zur Jahreswende nicht bessert.

Den grössten Strich durch die Rechnungen macht der Airline offenbar das Problem der Quarantäneregel. Erst wenn Schnelltests die Abschaffung der Quarantäneregel erlauben würden, erst dann sei mit einer Stabilisierung zu rechnen, heisst es in Airline-Kreisen.

Zudem scheinen dem Bund die Hände gebunden. Nachdem er eine Bürgschaft von 1,275 Milliarden Franken übernommen hat, könne er ein weiteres Begehren um einen zusätzlichen Hilfskredit nicht ablehnen.

Radikale Sparmassnahmen?

Die Lage scheint verzweifelt und erfordert womöglich radikale Sparmassnahmen – nicht zuletzt, weil der Bund in den Verträgen zum Rettungskredit von der Swiss einen hohen Gewinn verlangt.

Entlassungen will die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben vermeiden. Ein 15-Prozent-Lohnabbau soll einen Stellenabbau verhindern. Doch das ist nur möglich, wenn die Angestellten zu Lohnverzicht, Frühpensionierung und Teilzeitpensen bereit sind. Gefährdet sind 1425 der insgesamt 9000 Stellen.

Dauert die Corona-Krise ins neue Jahr an, scheint Swiss nicht um Entlassungen umhinzukommen. Auch bei der Lufthansa ist der im August angekündigte Abbau der 22'000 von insgesamt 135'000 Stellen bereits Makulatur. Laut Konzernspitze müssen zusätzliche 5000 Stellen gestrichen werden, davon allein 1100 bei den Piloten. (kes)

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