Heute Dienstag, 14 Uhr, in der Waldmannhalle im zugerischen Baar werden die beiden Kontrahenten auf demselben Podium sitzen: Urs Burkard, Sika-Erbe, der die Stimmenmehrheit der französischen Saint-Gobain verkaufen, und Paul Hälg, Sika-Präsident, der genau dies verhindern will. Ginge es nach der Börse, stünde der Sieger fest: Jede Nachricht, die gegen einen Verkauf sprach, drückte den Aktienkurs nach oben (siehe Grafik).
Nun aber entscheiden die Aktionäre. Sie werden Zeuge sein, wie Sika-Präsident Paul Hälg die Stimmenmehrheit der Burkards bei jenen Traktanden auf fünf Prozent begrenzt, die einen Übertrag eben dieser Mehrheit auf Saint-Gobain ermöglichen, weil dies die Minderheitsaktionäre benachteiligen würde. Bei der Wiederwahl des Verwaltungsrats etwa. So sollen alle Bisherigen durchgeboxt und die Handlanger der Erbenfamilie verhindert werden. Ebenso bei der Wahl des Präsidenten. Dank Stimmrechtsbeschränkung soll Paul Hälg im Amt belassen, der von der Familie portierte Max Roesle verhindert werden.
Bei allen anderen Traktanden wird der Präsident die volle Stimmkraft der Burkards zulassen – auch, um keine Munition für Verantwortlichkeitsklagen zu liefern. Dennoch dürfte die Aktionärsgruppe rund um die Bill & Melinda Gates Foundation mit ihrer Forderung nach einer Sonderprüfung Erfolg haben. Für dieses Traktandum reicht die einfache Kapitalmehrheit, die Burkards kontrollieren nur 16 Prozent.
Derweil richtet sich die Käuferin Saint-Gobain auf ein mögliches Scheitern des Deals ein. Mit den Erben hat sie einen neuen Vertrag ausgearbeitet, der es ihr erlaubt, sich Ende Juni 2016 zurückzuziehen, sollte bis dahin die Kontrolle der Sika nicht in ihren Besitz überführt sein. Bislang behaupteten die Burkards wie Saint-Gobain, der Vertrag sei nicht mehr aufzulösen.