Hersteller tricksen, Behörden kontrollieren kaum
Energie-Labels ist nicht zu trauen

Falsche und verwirrende Angaben auf Energieetiketten lassen das Vertrauen der Kunden in die Produkte schwinden. Ein einheitliches System mit unabhängigen Tests könnte etwas ändern.
Publiziert: 06.10.2015 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:17 Uhr
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Lampen/Leuchten: A++ ist die Bestnote. Bei Lampen werden zudem passende Birnen vermerkt.
Von Lorenz Keller

Eigentlich sollten sie den Konsumenten helfen, energieeffiziente Produkte zu finden. Doch nach dem VW-Beschiss bei der Abgas-Messung geraten die Energieetiketten unter Generalverdacht.

Darum nehmen Tester nun auch die Umweltverträglichkeit anderer Produkte unter die Lupe. Sind sie tatsächlich so sparsam, wie die Energieetikette verspricht?

Letzte Woche etwa testete eine EU-Forschungsgruppe Fernseher von Samsung. Das Resultat: Der Energiekonsum steigt deutlich an, sobald man die Stromsparfunktion ausschaltet. Immerhin ist diese standardmässig aktiviert – nicht nur im Testlabor.

Trotzdem: Das Vertrauen der Nutzer in die Energieetiketten ist weg. Vor allem, weil die von den Herstellern deklarierten Angaben regelmässig nicht stimmen. Das Bundesamt für Energie (BFE) macht nur Stichproben – in einem dreistufigen Verfahren.

2014 wurden knapp 500 Erzeugnisse darauf kontrolliert, ob sie mit einer Energieetikette verkauft werden. Bei zwölf Prozent der Fälle gab es gar keine oder eine unvollständige Etikette. Von 61 weiteren Produkten verlangte das BFE die Testunterlagen. 43 Prozent waren gut, also etwa Berichte von unabhängigen Labors. 46 Prozent bezeichnete das Bundesamt als knapp genügend, elf Prozent als mangelhaft. Bei diesen droht dem Hersteller eine Busse.

Wirklich nachgemessen hat das BFE nur gerade 26 Geräte. Bei elf Exemplaren bestätigte sich der Verdacht: Die deklarierten Angaben waren falsch. Was haben deren Anbieter zu befürchten? Laut BFE Bussen zwischen 800 und 3000 Franken.

Nicht nur solche falschen Angaben schmälern das Vertrauen in die Energieetikette. «Die verwirrende Vielfalt ist ebenfalls ein Problem», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz. Denn jede der sieben Etiketten ist anders gestaltet. 

So sind die effizientesten Geräte grundsätzlich in der Klasse A eingeteilt. Allerdings gibts etwa bei Kühlschränken oder Glühbirnen drei weitere Abstufungen. Top-Kühlschränke haben also nicht A als Bestnote, sondern A+++.

Zusätzlich verwirrend: Die Kriterien werden jedes Jahr strenger. Ein vorjähriges Modell mit A verbraucht unter Umständen deutlich mehr Strom als ein neues in derselben Kategorie. 

«Schade, wurde die Energieetikette nur halbherzig umgesetzt», findet Sara Stalder. Ein einheitliches System mit unabhängigen Tests wäre hilfreicher für energiebewusste Konsumenten. Als zusätzliche Orientierungshilfe empfiehlt die Stiftung für Konsumentenschutz die Webseite www.topten.ch. In die Bewertung werden neben der Energieetikette auch andere Kriterien einbezogen, etwa eigene oder unabhängige Messungen.

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