Herr der Emojis Mark Davis im Interview
Warum ist die Schweizerfahne falsch?

Mark Davis (64) ist Präsident des Unicode-Konsortiums – und damit Herr aller Emojis. Davis erklärt dem BLICK, warum es eigentlich keine Freiheitsstatue als Emoji geben dürfte und weshalb die Schweizer Flagge auf dem Smartphone falsch aussieht.
Publiziert: 26.07.2017 um 15:28 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:39 Uhr
Foto: Vinzenz Greiner
Interview: Vinzenz Greiner

Der Siegeszug der Emojis wäre ohne Mark Davis (64) nicht möglich gewesen. Er ist Gründer und Präsident des Unicode-Konsortiums. Dieses entwickelt den Unicode-Standard, der jedem sprachlichen Zeichen im digitalen Code eine exakte Zahlenfolge zuweist – egal, ob das ein kyrillischer Buchstabe oder eben ein Emoji ist.

Davis ist ausserdem Spezialist für Software-Textverarbeitung und Internationalisierung bei Google Schweiz. Dort traf BLICK den Herrn der Emojis zum Gespräch.

BLICK: Herr Davis, das Unicode-Konsortium schaut sich Vorschläge für neue Emojis aus der ganzen Welt an. Prüfen Sie gerade auch Schweizer Ideen?
Mark Davis:
Das weiss ich ehrlich gesagt nicht. Denn Leute, die einen Vorschlag einreichen, fragen wir nicht nach deren Staatsangehörigkeit.

Sie bieten die Code-Entsprechung nicht nur für nationale, sondern auch für regionale Emoji-Flaggen. Sind Emojis für die Schweizer Kantone möglich?
Ja. Politische Untereinheiten gemäss ISO-Standard können als Emoji-Flaggen dargestellt werden. Dazu gehören die Schweizer Kantone, aber auch etwa die kanadischen Provinzen. Wir haben die jahrelange Arbeit im Juni abgeschlossen. Wir haben die Standard-Code-Sequenzen für alle Schweizer Kantone.

Wann wird es dann Kantönli-Emojis geben?
Das hängt davon ab, ob die Anbieter ein Emoji-Set für die Schweizer Kantone designen und hinzufügen wollen. Aber es gibt im Code ungefähr 5000 dieser politischen Untereinheiten. Ob man sie einführt, ist eine Frage von Kosten und Komplexität der Nutzeroberfläche. England, Schottland und Wales haben wir allerdings auf einer Emoji-Liste, die wir Anbietern empfehlen – wegen des Sports.

So spielen die verschiedenen Anbieter die Schweizer Flagge aus.
Foto: zvg

Unter den nationalen Emojis findet sich auch die Schweizer Flagge. Aber sie ist nicht ganz korrekt.
Flaggen, die schmaler oder höher sind, können seltsam neben anderen aussehen. Daher ist die Schweizer Flagge in den Emoji-Zeichensätzen der meisten Anbieter nicht quadratisch. Manche versuchen dieses Abbildungsverhältnis zu kaschieren, indem sie Effekte nutzen – zum Beispiel ein flatterndes Flaggen-Emoji oder ein rundes.

Mark Davis erklärt Unicode.
Foto: Vinzenz Greiner

Ist denn ein anderes Schweizer Emoji in Planung – zum Beispiel ein Fondue-Emoji?
Leider gibt es kein Fondue-Emoji (lacht). Wir haben noch nie einen solchen Vorschlag bekommen, aber wer will, kann einen solchen bei uns einreichen. Die Menschen sind aber sehr kreativ und kombinieren Emojis zu neuer Bedeutung. Man könnte etwa über Fondue sprechen, indem man einen Feuer- und einen Käse-Emoji nebeneinanderstellt.

Es gibt nicht nur mehr und mehr Kombinationen. Jährlich kommen auch rund 70 neue Emojis dazu. Werden wir irgendwann nur noch Emojis statt Buchstaben verwenden?
Nein. Denn Emojis werden nie dieselbe Ausdrucksstärke haben wie eine Sprache. Sie ergänzen die Sprache mit Ton und Gefühl. Aber versuchen Sie einmal dieses Interview eindeutig in eine Sequenz aus Bildern zu übersetzen. Dann merken Sie, wie schwierig das ist.

Der Herr der Emojis als Emoji.
Foto: Google

Es gibt auch Grenzen dafür, was ein Emoji abbilden darf. So sind etwa Referenzen auf reale Produkte, Gebäude oder Personen verboten. Warum gibt es dann ein Emoji für den Eiffelturm und die Freiheitsstatue?
Es gibt ein paar Ausnahmen wegen der Geschichte der Emojis. Sie entstanden 1999 in Japan. Das Unicode-Konsortium hat einen Satz japanischer Emojis geerbt. Darin sind Gebäude wie die Freiheitsstatue enthalten. Übrigens ist das, was aussieht wie der Eiffelturm, eigentlich der Tokyo Tower!

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