Heimelektronik-Riese hat Online-Boom verschlafen
Kann Media Markt mit neuen Abholstellen aufholen?

Der deutsche Mutterkonzern Ceconomy, zu dem auch Media Markt Schweiz gehört, geht in der Schweiz in die Online-Offensive. Mit 2200 Abholstellen – auch bei der Post.
Publiziert: 19.12.2017 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:45 Uhr
Media Markt will in der Schweiz ein Netz von 2200 Abholstellen aufbauen.
Foto: ZVG
Ulrich Rotzinger

Media Markt hat in der Schweiz einen schweren Stand. Das geht aus dem heute Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht des deutschen Mutterkonzerns Ceconomy hervor. 

Was die Schweizer Ländergesellschaft bislang nicht sagen wollte: Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 verbuchte Europas Nummer 1 in der Heim- und Unterhaltungselektronik hierzulande einen Umsatzrückgang von 5.8 Prozent auf 635 Millionen Euro. Bei einem Euro-Wechselkurs von im Schnitt 1.10 Franken in dieser Zeitperiode beträgt der Umsatz in Franken noch 698.5 Millionen.

Zum Vergleich: Im 2010 betrugt der Umsatz noch stolze 1,04 Milliarden Franken.

Grund für den Rückgang sind «sinkender Kundenfrequenzen», heisst es im Geschäftsbericht. Und weiter: «Der Umsatzrückgang in der Schweiz führte auch zu einer Verschlechterung der Profitabilität.»

Hat Media Markt den Negativtrend gedreht?

Zahlen zum Gewinnanteil für den Schweizer Markt wollte die Ceconomy-Pressestelle in Deutschland nicht preisgeben.

Immerhin: Es gelang Media-Markt offenbar, diesen Negativtrend im vierten Quartal zu stoppen. «Wir sind zuversichtlich, dass wir in der Schweiz nun auf gutem Weg sind», bekräftigt Ceconomy-Finanzchef Mark Frese.

Kooperation auch mit der Post

Mit Kooperationen gehe man neue Wege: Neben seinen 27 Märkten in der Schweiz richte Media Markt flächendeckend 2200 Abholstationen für seinen Online-Shop ein, sagt ein Sprecher in Deutschland. «Diese befinden sich an Shell-Tankstellen, Poststellen, Bahnhöfen sowie DPD Pickup Parcelshops.» So könnten online bestellte Produkte überall in der Schweiz an verschiedenen Standorten abgeholt werden.

Laut Media-Markt-Mutter Ceconomy befindet sich das Projekt mit den Päckli-Abholstationen «in der initialen Testphase». «Der schrittweise Ausbau in der Schweiz ist ab Frühjahr 2018 geplant», so der Konzern. 

Fokus aufs Online-Geschäft und Kunden-Club

Media Markt ist nicht der Einzige, der ein riesiges Abholnetz in der Schweiz aufbaut. Weit voraus sind die beiden Grossverteiler. Coop verfügt über Abholstationen in 1100 Läden, die Migros will ihr Netz auf 2000 Stationen ausbauen.

Paul heisst der digitale Verkaufsgehilfe, der in der Media-Markt-Filiale im Zürcher Shoppingcenter Sihlcity derzeit im Einsatz ist.
Foto: ARND WIEGMANN

Die Heimelektronikkette legt den Fokus auf das Online-Geschäft. Den Boom im Internet habe man verschlafen. «Da gibt es nichts zu beschönigen», sagte Media-Markt-Schweiz-Chef Martin Rusterholz (54) im Herbst dem BLICK. Die Investitionen ins Online scheinen sich nun langsam auszuzahlen.

Wie Ceconomy am Dienstag ebenfalls mitteilte, will man das Kundenbindungsprogramm, den «Media Markt Club», bald auch in der Schweiz einführen. Das Unternehmen betont, dass nicht Rabatte im Mittelpunkt des Loyaltyprogramms stehen sollen, sondern Services und Mehrwerte für den Kunden.

Ein Vorgeschmack: In Deutschland gehört zum «Club» zudem: eine App, die alle Kassenzettel automatisch registriert und verwaltet – der Kassenzettel wird bei Media Markt dann zumindest für «Club»-Kunden digital.

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