Versteckte Kameras in der Wohnung, die du für deine Ferien gemietet hast? Eine absolute Horror-Vorstellung. Doch dieser Albtraum wird viel öfter Wirklichkeit, als bisher angenommen. Das zeigt eine exklusive Recherche des US-Fernsehsenders CNN, bei dem es um den Wohnungsvermittler Airbnb geht.
Demnach sind Tausende von Gästen heimlich gefilmt worden, oft im Schlafzimmer und in ihren intimsten Momenten. Insgesamt 35'000 Beschwerden sind bei Airbnb in den letzten Jahren wegen versteckten Kameras eingegangen. Diese werden von den Vermietern platziert und später ausgewertet. Die Opfer leben in ständiger Angst, dass die Bilder im Internet landen könnten.
Eine der Betroffenen, mit denen CNN gesprochen hat, wurde beim Sex mit ihrem Mann in einem Ferienhaus im US-Bundesstaat Texas gefilmt. Sie sagt: «Das ist nicht meine Sozialversicherungsnummer oder meine E-Mail-Adresse. Das ist mein nackter Körper.»
Happige Vorwürfe
Airbnb ist das Problem seit Jahren bekannt, wie die Zehntausende Beschwerden von Kundinnen und Kunden zeigen. Pikant: Laut den CNN-Recherchen informiert Airbnb die Polizei in der Regel nicht – selbst wenn Kinder betroffen sind. Das milliardenschwere Unternehmen aus dem Silicon Valley beruft sich in diesen Fällen darauf, lediglich die Vermittlungsplattform zu sein.
Der Vorwurf gegen Airbnb: Die Verantwortung wird abgeschoben. Während Hotels für Schäden von Gästen haften, wehrt sich Airbnb vor Gericht gegen jegliche Verantwortung – obwohl der US-Riese natürlich an jeder Vermietung mitverdient.
Erst kürzlich verbot Airbnb Kameras in Innenräumen – wie man diese neue Vorschrift durchsetzen will, bleibt offen. «Man kann tolle Regeln haben, aber wenn keiner prüft, ob sie eingehalten werden, ist es immer noch Wildwest», so eine Anwältin von Airbnb-Opfern gegenüber CNN. Sie sagt, dass auch die Hintergrundchecks und Identitätsüberprüfungen, die von Airbnb durchgeführt würden, keine absolute Sicherheit bieten. Selbst Vorstrafen wegen Mord, Terrorismus, Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch führen laut der Anwältin nicht automatisch zum Ausschluss.
Das sagt Airbnb
Klar ist: Airbnb hat kein Interesse an zusätzlichen Regulierungen, die von der Gegenseite gegenüber CNN gefordert werden. Das Unternehmen schreibt in einem Statement: «Wir ergreifen angemessene und schnelle Massnahmen, die auch die Entfernung von Gastgebern und Angeboten beinhalten können, wenn unsere Richtlinien verletzt werden.»
Weiter heisst es im Statement: «Airbnbs Vertrauens- und Sicherheitsrichtlinien sind in der Ferienvermietungsbranche führend und beinhalten standardmässige Hintergrundüberprüfungen von Gastgebern und Gästen, die ihren Wohnsitz in den USA haben.»